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Skifahren adé: In 30 Jahren keine Gletscher mehr

In 30 Jahren könnten in Österreich alle Gletscher verschwunden sein. In 30 Jahren könnten in Österreich alle Gletscher verschwunden sein. Foto: Bilderbox
Die Menschen haben sich mittlerweile an die Warnungen aus dem Welt-Klimarat gewöhnt. Doch der letzte Bericht legt nahe, dass es in 30 Jahren in Österreich keinen einzigen Gletscher mehr gibt. Der Winter-Tourismus, eine Lebensader Österreichs, ist in unmittelbarer Gefahr. 

INTERNATIONAL Ende September wurde in Stockholm hart um jedes Wort im Welt-Klimabericht gerungen. Bis spät in die Nacht saßen sich Klimaexperten und Regierungsvertreter gegenüber, um die 30-seitige Zusammenfassung des ersten Teils des neuen IPCC Klimaberichts (Intergovernmental Panel on Climate Change) zu erstellen.

Der Mensch – die Quelle
allen Übels

Immer wieder versuchen Industrie-Lobbys die Erderwärmung natürlichen Ursachen zuzuschieben. Doch die Kernaussage des Klima-Berichts ist eindeutig. Natürliche Erwärmungs-Ursachen sind lediglich für 0,1 Grad Celsius Erderwärmung seit 1950 verantwortlich! Es ist der Mensch, der den Planeten unbewohnbar macht. Der Bericht zeigt auch: Die letzten 30 Jahre waren wahrscheinlich die wärmsten seit mindestens 1400 Jahren.
259 Experten aus 38 Ländern haben jahrelang an diesem Bericht gearbeitet. Als einziger österreichischer Haupt-Autor war der Gletscher-Forscher Georg Kaser von der Universität Innsbruck dabei. Er sagt dazu: „Die von uns Menschen verursachten Veränderungen des Klimasystems basieren auf mehreren unabhängigen Beobachtungen. So haben sich die Atmosphäre und die Weltmeere erwärmt, das Volumen von Schnee und Eis ist zurückgegangen, der Meeresspiegel ist angestiegen und die Konzentration der Treibhausgase steigt.“

Folgen der Erderwärmung

Laut Bericht könnte die Erderwärmung zwischen 1,5 und 4 Grad Celsius betragen.
Bereits ein Anstieg um mehr als zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter brächte kaum beherrschbare Umweltfolgen mit sich.

Meeresspiegel steigt um bis 1 m!

Die Wissenschaft warnt vor allem vor einem Anstieg des Meeresspiegels. Selbst wenn mehr für den Klimaschutz getan wird, könnten die Weltmeere immer noch um  26 cm steigen.
Gemäß dem neuen Bericht wird  jetzt ein erheblich rascherer Anstieg erwartet (28 - 98 cm in etwa 80 Jahren). Das liegt um über 50 % über den letzten Vorhersagen von 2007.
Ganze Küstenregionen weltweit und auch im Mittelmeerraum würden dann unbewohnbar oder könnten dem Meer nur mit enormen Damm-Bauten abgetrotzt werden.
Für die Dämme in Deutschland oder Holland eine ungeheure Mehrbelastung, die nur mit enormem technischen Aufwand zu bewältigen wäre.
Küsten und Inselgruppen würden somit im wahrsten Sinne des Wortes komplett im Wasser untergehen. Zudem werden Hitzewellen sehr wahrscheinlich öfter auftreten und wesentlich länger anhalten. Außerdem werden sich die Extreme noch mehr verschärfen. Feuchte Regionen auf der Welt werden mehr Niederschläge und trockerne noch weniger bekommen.

2001 bis 2010: Wärmste Periode seit Beginn der Aufzeichnungen!

Nie war es seit Beginn der Wetteraufzeichnungn wärmer als zwischen 2001 und 2010. „Mehr Temperaturrekorde sind gebrochen worden als in jedem anderen Jahrzehnt“, sagte der Generalsekretär der Weltmeteorologie-Organisation Michel Jarraud. Das führt wiederum zum Schmelzen der Eisdecken in Grönland und der Antarktis sowie der Gletscher weltweit, was auch für Tirol verheerende Folgen hat.
Diese Hitzewellen haben verheerende Auswirkungen auf die heimischen Gletscher. Bei 93 der 95 beobachteten Gletschern wurde ein Rückgang registriert, kein einziger Gletscher konnte 2011/2012 wachsen.

Folgen für Tourismus

Rekordhalter unter den schrumpfenden Eisriesen ist die Pasterze, die im vergangenen Jahr um 97,3 Meter zurückging!
Schuld daran sind die hohen Temperaturen und die Umweltverschmutzung. Dadurch werden Gletscher-Skigebiete vor neue Herausforderungen gestellt. Denn laut Prognose sollen in 30 Jahren die Gletscher in Österreich komplett verschwinden. Ein Szenario, auf das sich der Tourismus in Zukunft einstellen muss. Ehemalige Gletschertäler verwandeln sich in öde Gesteinswüsten. Es gibt keine Schmelzwasser-Bäche, die die Pflanzen versorgen. Es bildet sich kein neuer Humus.
Die steigenden Temperaturen wirken sich aber auch fatal auf die Geologie der Alpen aus. Der Permafrostboden der Alpen verliert an Stabilität. Erdrutsche und Bergabgänge sind die Folge.
Außerdem droht Wasserknappheit in den Tälern. Die Glaziologen fürchten, dass in Folge der Gletscherschmelze die Wasserreserven zurückgehen werden. Wenn das Verschwinden der weißen Riesen anhält, werden in manchen Sommern die Brunnen im Alpenraum leer bleiben, denn das Süßwasser aus der Gletscherschmelze ist das Haupttrinkwasser-Reservoir dieser Region.

Weckruf zum Handeln

„Wie viele Chancen haben wir schon verspielt? Viele Schäden sind jetzt schon nicht mehr rückgängig zu machen. Umso wichtiger ist es, dass die internationale Gemeinschaft endlich handelt“, sagt Gletscher-Forscher Georg Kaser. Doch auch auf regionaler Ebene muss die Landesregierung  mehr tun, wenn Tirol nicht aufgrund der fehlenden Touristen verarmen soll. Der LKW-Transit muss endlich verlagert werden, neue Mittel der Fortbewegung müssen gefördert werden... Letzte Änderung am Donnerstag, 06 März 2014 13:03
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