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Die Kramsacher Loar ist eine Heimat für seltene Tiere und Pflanzen: Vom Laubfrosch, der vom Aussterben bedroht ist, bis zur Sibirischen Schwertlilie gibt es viele verschiedene Arten. Einige sind äußerst selten in Tirol und daher schützenswert.

KRAMSACH - Direkt vor unserer Nase und doch etwas versteckt ist eines der pflanzen- und tierreichsten Rückzugs-Gebiete in Tirol: Die Kramsacher Loar. 211 Pflanzenarten, 96 Vogelarten, 233 Schmetterlingsarten, 38 Libellarten und 7 verschiedene Amphibienarten – das alles kann man dort auf 5,51 Hektar finden. "Vor allem die Laubfrosch-Population ist bemerkenswert", sagt Phillip Larch beim Lokalaugenschein Mitte April. Er ist seit 2016 der Schutzbeauftragte der Kramsacher Loar. "Mein erstes Jahr war ein eher feuchtes für die Loar", erzählt er – die ganze Loar war 2016 geflutet und es standen ca. 50 bis 70 Zentimeter Wasser. Das folgende Jahr war nicht ganz so "nass", aber die Loar war doch flächendeckend mit Wasser gefüllt.
Beim Lokalaugenschein war die Loar noch relativ trocken: "Anfang, Mitte Mai beginnt sich die Loar von Nord-Westen her zu füllen", erklärt Larch. Hangwasser und der erhöhte Wasserspiegel des Inns drücken den Grundwasserspiegel hinauf und die Loar füllt sich. Sobald das Schutzgebiet befüllt ist, kommen auch die verschiedensten Tiere wieder in die Loar.
Der Grund für die Artenvielfalt sind die verschiedenen Mikroklimas: Auf den kleinen Hügeln im "Versumpfungsmoor" (Larch: "Besonderheit in Tirol!") finden sich ganz andere Arten als in den Grabenbereichen bei den Steifsecken.

Libellen und Laubfrösche

Große Bestände von geschützten Arten gibt es etwa in der Pflanzenwelt: Die Sibirische Schwertlilie oder der Lungenenzian sind beide sehr selten und geschützt. Es gibt sie in solchen Beständen wie in der Loar nur noch selten in Tirol. "Letztes Jahr konnte ich etwa über 400 Blüten der Sibirischen Schwertlilie zählen", sagt Larch.
"Bemerkenswert" ist auch das Vorkommen von Schmetterlingen und Motten. 233 verschiedene Arten wurden hier gefunden.
Von europaweiter Bedeutung ist die Loar bei den Libellen. 38 Libellenarten, unter ihnen alle acht Heidelibellen, kommen hier vor. Es ist das artenreichste Vorkommen an Libellen in Tirol.
96 verschiedene Vogelarten nennen die Loar ebenfalls ihre Heimat – wenn auch oft nur temporär. Die Loar ist nicht nur für seltene Vogelarten interessant, sondern dient auch oft als Zwischenstopp für Zugvögel.
Ein besonderes Standing in der Loar hat der Laubfrosch. In Kramsach ist einer von drei Plätzen in Tirol an denen der Laubfrosch noch vorkommt – der Laubfrosch ist in Tirol akut vom Aussterben bedroht.
"Diese Zahlen stammen aus einer Studie von 1992", sagt Larch – 2016 wurde eine neue Studie in Auftrag gegeben. Im Mai wird diese Studie veröffentlicht. Larch ist schon sehr gespannt, wie sich die Population in den letzten Jahren verändert hat.

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Fast 600 verschiedene Tier- oder Pflanzenarten gibt es in der Kramsacher Loar - viele davon sind schützenswert! ©Larch

Achtung: Amphibien-Wanderung

Bis die Loar komplett gefüllt ist, heißt es in der Nähe aufpassen. Vor allem nachts, denn dann wandern Kröten in die Loar. "Letztes Jahr habe ich an einem Abend 400 Kröten auf der nahe gelegenen Forststraße gefunden – vor allem Autos müssen aufpassen", sagt Larch. Die Amphibien-Wanderung begann in Kramsach heuer Mitte März und geht bis die Loar komplett mit Wasser gefüllt ist. Die Amphibien brauchen das Wasser zum Ablaichen.

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Während der Amphibien-Wanderung (bis Mitte Mai) wandern Kröten oder andere Amphibien in die Loar zum Ablaichen. © Larch

Die Loar ist ein intaktes und lebewesen-reiches Naherholungsgebiet – doch nur wenige Kramsacher wissen, wie besonders sie eigentlich ist.

Das Kamel passt doch durch´s Nadelöhr

Montag, 02 Juli 2012
Freigegeben in Politik

Die „Söller Wiesn" in Kundl sind der Beweis: Das Kamel passt doch durch´s Nadelöhr. Jahrelang bemühte sich der Kundler Unternehmer Josef Unterer, ein von ihm gekauftes Grundstück trotz Schutz-Status nutzen zu können. Nachdem er nun alle Auflagen erfüllt hat, ist er offenbar am Ziel. Noch kann die Bevölkerung Einspruch erheben.

KUNDL (cm) Seit Jahren bemüht sich in Kundl der Unternehmer Josef Unterer darum, endlich ein von ihm gekauftes Grundstück auch wirtschaftlich als LKW-Parkplatz nutzen zu können. Sein Pech: Das etwa 10.000 m2 große Grundstück ist Teil des Schutzgebietes „Söller Wiesn". Ein Grundstück, das zu einem Schutzgebiet gehört, muss eigentlich genau so bleiben, wie es ist. Doch die Firma Unterer hat die 10.000 m2 Fläche nicht für Frösche, Bienen oder Gräser gekauft. Hier geht es um wirtschaftliche Interessen. 2001/2002 hat die Firma ein Schlupfloch gefunden: Offenbar darf man auch im Freilandbereich zumindest auf einem Teil einer Fläche eine Schotter-Schüttung machen und diese als Parkplatz nutzen. Das wurde auch gemacht: Etwa 1/3 der Fläche werden seither genutzt. Als die Bezirkshauptmannschaft als 1. Instanz jedoch auch bis 2005 noch hart blieb und einer generellen Nutzung eine Abfuhr erteilte, stellte Unterer den Antrag, man möge ihm doch seitens der Gemeinde 11.000 m2 Gewerbeflächen in der Nähe der Fa. Höck verkaufen, damit er sich dort weiterentwickeln könne. Die Teilung des Firmengeländes oder eine Verlagerung schien aber nicht zielführend. So blieb das Gelände bei der Fa. Höck ungenutzt.

Parallel dazu hat Unterer, wie zu erfahren war, den Antrag auf Nutzung seiner Teilfläche der „Söller Wiesn" weiterbetrieben. Und siehe da: In zweiter Instanz ging´s dann doch. Allerdings nicht ohne teils fast perverse Auflagen: Unterer wurde eine Genehmigung in Aussicht gestellt, falls er es schafft, dem Naturschutz angrenzend an die Söller Wiesn die 1,5-fache Fläche zur Verfügung zu stellen. Also etwa 15.000 m2. Das hat Unterer geschafft. Dann gab es noch eine weitere Bedingung: Er müsse das Gelände gemäß den Vorgaben herrichten: Teiche anlegen, Bäume und Sträucher pflanzen – und zwar genau so, wie es die Behörde für richtig hält. Auch das hat Unterer gemacht. Kosten: Etwa 150.000,- EURO.

Und dann solle er noch das „bio-logisch wertvolle Material" seiner restlichen noch nicht überschütteten 7.000 m2 einsammeln und am neuen Teilstück wieder ausschütten. Auch das hat er gemacht. Die Gemeinde hatte auch Wünsche: Die von Unterer 2005 gekauften 11.000 m2 müssen zu denselben Konditionen wieder an die Gemeinde zurückverkauft werden (damit diese Flächen für weitere Betriebe hat), ansonsten sei keine Zustimmung zu erwarten. Auch dem stimmt der Unternehmer offenbar zu.

Darüber hinaus wurde ein Verkehrsgutachten erstellt: Das Ergebnis besagt, durch den Ausbau käme es zu keinen nennenswerten Verkehrs-Steigerungen auf der B171. Die Verkehrseinbindung dürfe aber nicht über eine öffentliche, zweite Zufahrtsstraße laufen, sondern dürfe ausschließlich über Unterers Firmenzufahrt gehen. Auch dem wird entsprochen. Das Kamel passt also doch durch das Nadelöhr. Auch wenn es der Firma Unterer wohl kaum jemand zugetraut hätte, dass hier wirklich alle Auflagen erfüllt werden...

Gemeinderat 13:2 dafür

Anfang Juni hätte der Gemeinderat nun über die Sache abstimmen sollen. Der Punkt wurde jedoch wieder von der Tagesordnung genommen. Auf Wunsch von der Wirtschaftsliste, damit noch restliche Details geklärt werden können. Bgm. Anton Hoflacher unterstützt das Projekt: „Die Firma hat hier enorme Auflagen erfüllt, die im Endeffekt auch dem Naturschutz zu Gute kommen. Außerdem erhält die Gemeinde ihre 11.000 m2 Wirtschafts-Flächen zurück und hat damit nun wieder Reserven für neue Betriebe."

Bürger können Einspruch erheben

Vize-Bgm. Michael Dessl von der Bürgerlichen Kundler Liste (BKL): „Auf einem Naturschutzgebiet einen LKW-Parkplatz zu errichten entspricht nicht den Alpenkonventionen. Trotzdem hat der Gemeinderat mit 13 zu 2 dafür (und damit gegen uns) gestimmt. Jetzt ist aber erst Halbzeit. Die Bevölkerung hat nun vier Wochen Zeit um Einspruch zu erheben. Danach wird das Thema nochmal im Gemeinderat behandelt. Wir gehen aber davon aus, dass die Raumordnungsbehörde nicht zustimmen wird, weil sie die Söller Wiesen selbst erst 2005 zum Naturschutzgebiet erklärten", ärgert sich Dessl. Er betont: „Nicht nur die BKL ist dagegen, auch die Alpenkonvention und die Raumplaner geben uns recht. Und das lässt sich trotz Gemeinderats-Beschluss nicht abstreiten". Er sieht auch eine Ungleichbehandlung gegenüber zahlreichen Landwirten.

© Rofankurier