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In Münster wurde kürzlich ein 14-jähriger deutscher Schüler durch einen Stromschlag getötet. Ein tragischer Vorfall, der einer Familie den Sohn raubt und die Einsatz-Kräfte traumatisiert. Musste es soweit kommen? Einige Anrufer und auch ein TIWAG-Insider beschweren sich...

TIROL/MÜNSTER - Der jüngste Strom-Unfall, der das Leben eines jungen Burschen gefordert hat, zeigt jetzt auf tragische Weise, welche Gefahren Freileitungen und freiliegende Trafo-Stationen bergen. Starkstrom-Leitungen wie z.B. die 110 kV-Leitung in Kramsach/Breitenbach, die hier sogar über der Volksschule hängt oder auch 25 kV-Leitungen, sind immer wieder Anlass für gefährlichen Situationen und Strom-Unfälle.

Insider: Masten "Dritte-Welt-Standard"

In der ROFAN-KURIER-Redaktion meldeten sich Bürger, die das offene Aufstellen"lebensgefährlicher Technik" kritisieren.
Darunter auch ein "TIWAG-Insider". Er sagt: "Es kommt so rüber, als sei der Junge allein schuld… Ich sage: Nein! Es ist im 21. Jahrhundert nicht nötig, lebensgefährliche Technik frei zugänglich zu bauen." Laut dem TIWAG-Insider seien Frei-Trafos am Masten "Dritte-Welt-Standard": „Der Bub hätte vielleicht nicht sterben müssen, wenn man seitens der TIWAG/TINETZ Leitungen eingraben und Transformatoren einhausen würde. Bereits vor 50 Jahren war man bei der TIWAG so schlau, dass man die Transformatoren eingehaust hat! In jedem Tourismus-Dorf werden Transformatoren versteckt oder sogar unterirdisch angelegt, wenn sich ein Hotelier beschwert, weil es 'hässlich' ausschaut", ärgert sich ein TIWAG-Insider.
Der TIWAG-Mann sieht in Sachen Freileitungen und Transformatoren die Sicherheit der Menschen den Geld-Interessen von TIWAG und TINETZ untergeordnet.

Mehrere Strom-Vorfälle

Gleich mehrere Vorfälle ereigneten sich im Unterland mit Freileitungen in den letzten Jahren. Beim Güllen auf einem Feld in Kramsach kam es durch den Gülle-Strahl zum Kurzschluss der 25 kV-Leitung. Die Situation hätte für den Bauern auch tödlich enden können.
Letzten Herbst stürzte bei einem Sturm ein Baum in die 25 kV-Leitung, die von Kramsach nach Brixlegg führt. Die Leiter-Seile fielen auf die Bundesstraße und trafen einen Bus! Der Busfahrer hatte noch versucht, die Leiter-Seile mit einer Stange vom Fahrzeug zu schieben! Wären der Fahrer oder die Fahrgäste umgehend ausgestiegen, hätte es womöglich Tote gegeben. Und nun, 2018, der Vorfall mit dem 14-jährigen Buben. Auf dem Nachhause-Weg kamen er und seine Kollegen auf die Idee, man könnte auf die Transformator-Station klettern. Leser sagen: Das sieht aus wie ein Balkon und liegt zu nah über dem Boden. Der TIWAG-Fachmann dazu: "Wir müssen die Leitungen aus den Dörfern rausverlegen, die 25 kV-Kabel eingraben und die Transformatoren einhausen. Nur durch Glück ist noch nicht mehr geschehen…"

gedenkstaette
In Münster wurde bei dem Strom-Masten, der einem 14-jährigen Deutschen das Leben kostete, eine kleine Gedänkstätte errichtet.

Wenn die Leitung reißt, entstehen "Todeszonen"

Der TIWAG-Insider rät: Bei Leitungs-Bruch einer 25 kV-Leitung mindestens 5 Meter Abstand zu allen stromführenden Teilen "das ist die Todeszone" und man solle, wenn möglich, "unbedingt auf einem Beim stehen oder weghüpfen", da einen sonst die Schritt-Spannung töten könnte. Bei Bruch von 110 kV-Leitungen "beträgt der Radius für eventuell tödliche Spannung sogar 50 Meter!"

TINETZ: "Änderungen derzeit nicht geplant"

Die Trafo-Station in Münster sei 1995 errichtet worden und behördlich genehmigt. Die Notwendigkeit einer Einhausung oder dazu, die Leitern an diesen Trafo-Masten zu entfernen, sieht man bei der TINETZ derzeit nicht.

TINETZ-Geschäftsführer DI Thomas Rieder: "Die Trafobühne ist in einer Höhe von ca. 5 Metern und mit einem abgesperrten Schaltschrank/Kasten und einer ordnungsgemäßen Kennzeichnung mit Hinweisschildern (Achtung Hochspannung 'Lebensgefahr', Zutritt verboten) versehen."
Bei Leitungs-Bruch rät DI Rieder: "Wenn ein Bagger oder Kran eine Leitung berührt, wenn ein Baum nach einem Sturm in eine Leitung fällt oder wenn ein Leiterseil zerstört wird und am Boden liegt, ist es lebensgefährlich, den Baum, den Bagger oder das Leiterseil zu berühren oder ihnen zu nahe zu kommen. Der empfohlene Sicherheitsabstand zu solchen Anlagenteilen ist für die Hochspannung grob 20 Meter."

ROFAN-KURIER: "Es wird der TIWAG/TINETZ vorgeworfen, man würde finanzielle Interessen über die Sicherheit der Bürger stellen."
RIEDER: „Alle Anlagen entsprechen dem Stand der Technik – das ist unser gesetzlicher Auftrag als Verteilernetzbetreiber.“
 
ROKU: "Gibt es Konsequenzen nach dem Vorfall in Münster? Werden Trafo-Masten künftig höher? Werden die fix montierten Leitern entfernt?"
RIEDER: "Generell handelt es sich bei der besagten Station um eine Maststation, die nach Stand der Technik errichtet wurde und betrieben wird. Eine Änderung der Konstruktion (Höhe Maststationen, Demontage der Leitern…) ist derzeit nicht vorgesehen, da diese den Vorschriften/Normen entspricht und daher auch so behördlich genehmigt wurde."
Man könne Einrichtungen auch durch weitere Maßnahmen nicht gänzlich gegen mutwillige Aktionen oder allfällige Mutproben schützen. Wichtig sei die Bewusstseinsbildung für Gefahren in der Bevölkerung.

ROKU: "Wann wird die 25-kV-Leitung in Kramsach entfernt?"
RIEDER: "Der (Erd)kabel-Anteil im Mittelspannungsnetz der TINETZ beträgt derzeit 68% und steigt durch die laufenden Ausbauten im Netz. Durch Erdkabel ersetzt werden diese Leitungen beispielsweise, wenn das Ende der Lebensdauer erreicht ist. In Kramsach gibt es aus heutiger Sicht noch keine fixierten Pläne zur Verkabelung..."
Heuer wurden in Tirol bereits 131 Elektro-Autos zugelassen,  2016 waren es insgesamt 353 Stück. Kritiker behaupten, es gäbe zu wenig Strom für mehr Elektro-Autos und dieser würde zudem aus "Kohle- und Kernkraftwerken" kommen. Der ROFAN-KURIER ist der Sache nachgegangen.

Tirol - In der Diskussion um die E-Mobilität kommt man um einige Fragen nicht herum: 1.) Gibt es überhaupt genug Strom? 2.) Halten die Stromnetze das aus? 3.) Woher kommt der Strom im Akku? Wenn der saubere Elektro-Wagen mit Strom aus dem Kohle-Kraftwerk läuft, bekommt das Öko-Image schnell eine Delle. Der ROFAN-KURIER ist diesen Fragen nachgegangen.
Gleich vorweg: Tirol und Österreich sind geradezu ideale Elektroauto-Länder: Der Ökostrom-Anteil im Strommix ist ungewöhnlich hoch! Wir haben auch die Experten der TIWAG befragt:

"100% Stom aus erneuerbaren Energieträgern!"

RoKu: "Woher kommt der Strom für die E-Autos? Wie setzt sich der Strommix in Tirol zusammen?"
TIWAG: "Wir versorgen die Kunden in Tirol mit 100% Strom aus erneuerbaren Energieträgern. Im Jahr 2015 stammten 85,82% des TIWAG-Stroms aus Wasserkraft, 8,44% aus Windenergie, 3,75% aus Biomasse, 1,02% aus Biogas und 0,97% aus sonstiger Ökoenergie (wie Photovoltaik!)."

RoKu: "Wie viel Strom kann die TIWAG selbst produzieren und … müsste für mehr E-Autos Atomstrom zugekauft werden?"
TIWAG: "Die TIWAG hat 2015 etwa 3.400 GWh (Gigawatt-Stunden) produziert. Die Differenz zum Kundenbedarf musste zugekauft werden. Dabei handelte es sich aber ausschließlich um Strom aus erneuerbarer Energie!"

RoKu: "Sieht die TIWAG die Elektromobilität als Belastung für die Tiroler Stromproduktion?"
TIWAG: "Die E-Mobilität wird in den nächsten Jahren nur geringe Auswirkungen auf den Stromverbrauch haben. Im Jahr 2020 erwarten wir in Tirol einen Energie-Bedarf der Elektro-Autos von rund 6 GWh. Das kann mit den bestehenden Anlagen abgedeckt werden. Wärens alle knapp 390.000  Autos in Tirol Elektro-Autos, läge der zusätzliche Stromverbrauch bei rund 700-800 GWh (das wäre ein Plus von etwa 10% des Tiroler Stromverbrauchs). Um diesen Zusatzbedarf aus nachhaltiger heimischer Energie zu decken, ist der weitere Ausbau der heimischen Stromerzeugung, wie in der Energiestrategie des Landes Tirol vorgesehen, erforderlich. Darüber hinausgehende Kraftwerksbauten zur Abdeckung des Mehrbedarfs aus der Elektromobilität sind aus heutiger Sicht aber nicht vorgesehen."

RoKu: "Wie verkraften die Stromnetze die E-Mobilität?"
TIWAG: "Die E-Mobilität verursacht bereits heute aufgrund des Leistungsbedarfs punktuelle Verstärkungen in der Netzinfrastruktur. Steigt der Anteil der E-PKWs weiter, wird das weitere Maßnahmen auslösen. Die Energiestrategie des Landes Tirol (Tirol 2050 energieautonom) kann aber nur mit dem Vorantreiben der Elektromobilität in Verbindung mit dem Ausbau der heimischen Wasserkraft umgesetzt werden. Die Elektromobilität ist keine Belastung, sondern ein wesentlicher Baustein für eine zukünftige nachhaltige Energieversorgung Tirols. Wir unterstützen das voll."

Fakten zur E-Mobilität

- In Österreich gibt es aktuell 4,8 Millionen PKWs. Davon sind 10.231 Elektro-Autos (0,2%).
- In Tirol sind aktuell 392.000 PKWs zugelassen, davon sind 970 Elektro-Fahrzeuge (0,24%).
- Der durchschnittliche Energieverbrauch/Jahr eines E-Autos liegt bei etwa 2.200 kWh. Eine Photovoltaik-Anlage mit 5 kW-Peak produziert pro Jahr etwa 5.000 kWh.
- Würde jeder Tiroler ein Elektro-Auto fahren, steigt der Stromverbrauch nur um 10% der heute in Tirol jährlich produzierten 8.000 GWh Strom.
- Der österreichische Strommix besteht zu 90% aus Öko-Strom und zu 10% aus Strom von fossilen Energieträgern und Atomstrom. (cm)
Seit Jahren wünschen sich die Menschen in Kramsach und Breitenbach eine Entlastung: Das mittlerweile 80 Jahre alte Stahlmonster, die 110kV-Leitung von Kramsach nach Kirchbichl, soll endlich aus den Dörfern verschwinden! Am 1. Februar erfolgte dazu der Startschuss…

Kramsach/Breitenbach/Kirchbichl - "Vor Ort" in Kirchbichl fand am Mittwoch, 1. Februar, die mündliche Verhandlung für den ersten Abschnitt der neuen 110kV-Leitung statt. Vom Umspannwerk Kirchbichl über Angerberg bis zum Ortsrand von Breitenbach führt dieser Abschnitt. Dort wird er provisorisch mit der alten 110kV-Leitung durch Kramsach verbunden. Diese Strecke vom Umspannwerk Kirchbichl bis nach Breitenbach – also der "Abschnitt 1" – ist etwa 6 km lang und benötigt 26 Maste. Die Gesamtstrecke bis zum Umspannwerk in Kramsach ist 25,5 km lang und soll in der neuen Variante etwa 110 Masten bekommen. Am 11. November 2016 wurde übrigens per Bescheid festgestellt, dass für den "Ersatzneubau der 110kV-Leitung Kramsach – Kirchbichl kein Verfahren nach dem Umweltverträglichkeits-Prüfungsgesetz nötig ist."

Zeitplan für die Umsetzung

TINETZ-GF DI Thomas Rieder auf Nachfrage des ROFAN-KURIER: "Der Bau des ersten Abschnitts von Kirchbichl über Langkampfen, Mariastein, Angath, Angerberg bis nach Breitenbach … soll in der zweiten Jahreshälfte 2017 beginnen. Die Bauabschnitte 2 und 4, die im Wesentlichen Breitenbach und Kundl betreffen, sollen in der ersten Jahreshälfte 2017 und der dritte Bauabschnitt von Kramsach bis Breitenbach, in der zweiten Jahreshälfte 2017 zur Genehmigung eingereicht werden. Wir gehen davon aus, dass dann die mündlichen Verhandlungstermine durch die Behörde innerhalb kurzer Frist anberaumt werden." Vorbehaltlich der behördlichen Genehmigung sei aktuell vorgesehen, den zweiten Bauabschnitt (Breitenbach) im Jahr 2018, den dritten Bauabschnitt (Kramsach bis Breitenbach) im Jahr 2019 und den vierten Bauabschnitt (Breitenbach nach Kundl) im Jahr 2020 umzusetzen. Durch die Verlegung der Leitung werden tausende Bürger endlich vor potentiell gesundheits-gefährdenden elektrischen und magnetischen Störfeldern befreit. Auch die Entwertung der Grundstücke durch die Überspannung sowie die negativen Auswirkungen auf das Ortsbild wären dann endlich "Geschichte".

Vorsorge-Werte massiv überschritten!

Die Bürgerinitiative "Leben ohne Hochspannung" prüft auch weiterhin vor allem in den späten Abend-Stunden die Werte, die von der 110-kV Leitung in Kramsach abgestrahlt werden. Ärzte wie der Umwelt-Mediziner der Salzburger Landesregierung, Dr. Gerd Oberfeld, raten dringend: "Im Daueraufenthalts-Bereich sollte ein Wert von 100 Nano-Tesla nicht längerfristig überschritten werden." Ansonsten steige laut Dr. Oberfeld das Risiko von Erkrankungen wie Leukämie im Verhältnis zur Höhe der Belastung. Dies sei auch durch Studien klar belegbar. Beim Messpunkt in Kramsach in 15 Metern Entfernung vom äußeren Leitungs-Strang wurden auch im Jänner 2017 in den Stunden der Nachtruhe massive Überschreitungen der von österreichischen Gesundheitsmedizinern genannten Vorsorge-Werte gemessen! Bis zu 1.350 Nano-Tesla wurde hier abermals festgestellt. Für DI Rieder "hängen die Schwankungen vom Leistungsbedarf der Kunden ab."
Eine Tatsache, die wohl bekannt ist... Die Bürger-Initiative hat Landtags-Abgeordnete sowie zuvor auch LH Günther Platter, Landesrätin Patrizia Zoller-Frischauf und die TINETZ um schnellst mögliches Vorantreiben der Verlegung gebeten... (cm)

Elektro-Smog: Werte verbessert

Montag, 29 Februar 2016
Freigegeben in Tirol-Nachrichten
Der ROFAN-KURIER hat in der Jänner-Ausgabe über die gestiegene Belastung durch die 110 kV-Leitung in Kramsach berichtet. Weitere Recherchen zeigen: Das verwendete Messgerät liefert exakte Daten und der Grenzwert von 1.000 Nano-Tesla (nT) ist offenbar in Österreich bereits ausprozessiert. Erfreulich: Zuletzt sind die Belastungs-Werte etwas zurückgegangen.

Tirol/Kramsach - Der von TIWAG und TINETZ auch zuletzt zitierte "Vorsorgewert" von 100.000 Nano-Tesla (nT) wurde von der ROFAN-KURIER-Redaktion nun hinterfragt. Laut Umwelt-Medizinern handlet es sich um eine Empfehlung "aus dem Jahre Schnee", die keinesfalls als Stand der Wissenschaft bezeichnet werden kann.
Zudem gilt offenbar in Österreich für Leitungs-Neubauten bereits jetzt (im Umweltverträglichkeits-Verfahren) ein Höchst-Wert von 1.000 Nano-Tesla (Spitze) für angrenzende Gebäude. Also 100 Mal weniger!
Dieser Wert wurde unter anderem im Verfahren zum Bau der 380 kV-Steiermark-Leitung als Obergrenze festgeschrieben.
Laut Umwelt-Medizinern wurde die Obergrenze von 1.000 Nano-Tesla (nT) offenbar auch in Österreich bereits in Verfahren zu Gunsten von Anrainern herangezogen. Dazu erklärt Dr. Gerd Oberfeld, Umwelt-Mediziner der Salzburger Landesregierung: "In UVP-Verfahren zu 380 kV-Leitungen werden seit mehr als zehn Jahren von der Verbund APG Projekte mit einem Immissionswert für den maximalen Dauerstrom von kleiner 1.000 nT bei den nächstgelegenen Wohnhäusern eingereicht. Davor wurde der WHO-Wert von 100.000 nT herangezogen."
Letzte Messungen zeigen übrigens eine leichte Besserung. Der ROFAN-KURIER bleibt auf jeden Fall dran und wird weiter berichten.

Hier geht's zum ersetn Teil des Artikels.
Die Bürger-Initiative „Leben ohne Hochspannung“ misst im Jänner an der 110-kV-Leitung Kramsach. Noch in 15 Metern Entfernung gab es Spitzenwerte über 1.700 Nano-Tesla. Das ist das 17-fache dessen, was Umwelt-Mediziner als Dauer-Belastung empfehlen. Die TINETZ verweist im Interview auf die Einhaltung von Normen und relativiert das Problem.

Tirol/Kramsach -   Bereits 2011 hat der ROFAN-KURIER für die 110-kV-Leitung in Kramsach ein Mess-Gutachten in Auftrag gegeben. Dr. Dietrich Moldan, der Ersteller des Mess-Berichtes, spricht darin von „starken Feldeinwirkungen“ noch in 15 Meter Entfernung. In der mehrtägigen Dauer-Messung wurde der Wert von 1.000 Nano-Tesla (die Einheit für Magnet-Felder) drei Mal für kurze Zeit überschritten, jener von 1.100 nT nur einmal. Moldan bezieht sich im Gutachten auf die Forderung von Umwelt-Medizinern wie Dr. Gerd Oberfeld von der Landesregierung Salzburg: Der Wert von 100 Nano-Tesla solle im Dauer-Aufenthalts-Bereich nicht überschritten werden. 2011 deutlich zu sehen: Zwischen 21.00 Uhr und 6.00 Uhr (Schlaf-Periode) sanken die Werte. Im Jänner 2016 zeigt sich allerdings eine andere Situation: Teils mehrmals täglich werden die 1.000 Nano-Tesla am selben Messpunkt überschritten. Kurz nach einer Anfrage bei TINETZ-GF DI Thomas Rieder schossen die Werte sogar um weitere 30% nach oben und knackten 1.700 Nano-Tesla. Beinahe bis Mitternacht, also in der Schlaf- und Ruhe-Phase, und auch in den frühen Morgen-Stunden sind (verglichen mit dem von Medizinern wie Dr. Oberfeld oder Prof. Dr. Kundi geforderten Richtwert) hohe elektro-magnetische Felder messbar.
Beispiele: So., 3.1.: 1.150 Nano-Tesla (nT), 6.1.: 1.320 nT, Mo., 11.1.: 1.350 nT,  Do., 14.1.: 1.717 nT...

Verbesserung möglich?

Ein Netz-Betreiber kann laut Experten die Belastung durch elektro-magnetische Felder reduzieren. Dazu sagt Dr. Gerd Oberfeld, Umweltmediziner der Salzburger Landesregierung: „Man kann die Phasen so belegen, dass sich das Magnet-Feld möglichst reduziert. Weiters kann der Netz-Betreiber dafür sorgen, dass alle Leiter gleich viel Strom führen. Dadurch heben sich Magnet-Felder ebenfalls teilweise gegenseitig auf. Das nennt man Kompensations-Effekt...“
Der ROFAN-KURIER hat auch Kontakt mit Universitäts-Professor Dr. Michael Kundi vom Institut für Umwelt-Hygiene in Wien aufgenommen. Er gilt als Experte für Elektro-Smog und sagt zu den Werten in Kramsach: „An der Empfehlung der Ärzte-Kammer hat sich nichts geändert: Im Dauer-Aufenthaltsbereich sollte ein Wert von 100 Nano-Tesla nicht überschritten werden. Auch ich rate das als Orientierungs-Wert an. 100 Nano-Tesla sind keine fixe Grenze. Aber um diesen Wert sollte sich eine Dauer-Belastung, wenn schon nicht vermeidbar, bewegen. Viel höher eher nicht...“

stromhaus

Welche Gesundheits-Schäden sind konkret zu befürchten?

Hier ein Auszug aus einem Interview mit Dr. Gerd Oberfeld, Umwelt-Mediziner der Salzburger Landesregierung.

ROKU: „Welche Folgen hat es, wenn man jahrelang Elektrosmog-Belastungen ausgesetzt ist?“
Dr. OBERFELD: „Diese Felder können im Körper nachweislich zur Bildung des Stoffes „Peroxi-Nitrit“ (NO3) führen. Das wirkt wie ein freies Radikal. Durch Oxidation von Fetten, durch Schädigung von Eiweiß und durch Hemmung von Enzym-Aktivität im Körper führt NO3 zu Schäden an den Zell-Membranen, schädigt Zell-Bestandteile und schädigt auch die DNA. Daten zeigen, dass vor allem Langzeit-Belastungen relevant sind.“

ROKU: „Um welche gesundheitlichen Schäden handelt es sich konkret?“
Dr. OBERFELD: „Bei Langzeit-Expositionen gegenüber starken magnetischen Feldern steigt durch diese Zellschädigungen allgemein das Risiko für bestimmte Erkrankungen wie Krebs, Leukämie bei Kindern, Alzheimer oder auch Brustkrebs. Speziell bei Kinder-Leukämie ist diese Auswirkung faktisch bewiesen. Studien zeigen: Das Risiko für Kinder-Leukämie bei einer Dauer-Belastung von durchschnittlich über 300 bzw. 400 nT (Nano-Tesla) ist mehr als doppelt so hoch wie bei Belastungen unter 100 nT... Dutzende Studien weltweit zeigen seit 1979: Je höher die Magnetfeld-Belastung in Nanotesla (nT), umso höher die Wahrscheinlichkeit für kindliche Leukämie.“

oberfeld

TIWAG/TINETZ: „Wir überschreiten keine Grenzwerte“

Auf Anfrage des ROFAN-KURIERs sagt DI Thomas Rieder, neuer Technischer Geschäfts-Führer der TINETZ: „Es gelten in ganz Österreich ausschließlich die Vorsorgewerte der Welt-Gesundheitsorganisation (WHO) und diese werden selbstverständlich zu jeder Zeit eingehalten.  Das ist für die magnetische Flussdichte 100.000 nT ... und somit „Stand der Technik“. Feldstärken unterhalb dieser Vorsorgewerte gelten nach heutigem Stand der Wissenschaft als unbedenklich. Um die angeführten Werte zu relativieren, folgender Vergleich: Ein Haarfön erzeugt in einem Abstand von 30 cm eine magnetische Flussdichte von bis zu ca. 7.000 nT, ein Mikrowellenherd bis zu ca. 8.000 nT...“  
Da vermutlich niemand in einer laufenden Mikrowelle schläft, hat die Redaktion auch nach einer „Nacht-Absenkung“ (z.B. Strom über alternative Leitungen zum Verbraucher schicken, um Leitungen im Orts-Gebiet nachts zu entlasten) sagt GF Gruber, diese würde bei der TINETZ nicht durchgeführt.
 
ROKU: „Mittels „Phasen-Optimierung“ kann die Belastung der Bevölkerung laut Experten reduziert werden. Führt die TINETZ diese durch?“
Rieder/TINETZ: „Die optimierte Anordnung der einzelnen Phasenseile wird beim Bau berücksichtigt und hergestellt. Danach gibt es dazu keine Änderungen mehr.“

ROKU: „Prof. Dr. Michael Kundi, Uni Wien, hat kürzlich die Vermutung angestellt, dass die dauerhaft hohe und gestiegene Belastung, ausgehend von der 110 kV-Leitung in Kramsach, aufgrund eines „asynchronen Leitungs-Betriebes“ zustande kommen kann.“
Rieder/TINETZ: „Seine Vermutung ist nicht richtig. Es wurde auch die Phasensymmetrie durch Änderung der Anordnung der Phasen gegenüber dem ursprünglichen Zustand nicht abgeändert.“

ROKU: „Angesichts der Verschlechterung der Situation: Wann wird der Betrieb der 110-kV-Leitung im Siedlungs-Gebiet von Kramsach eingestellt?“
Rieder/TINETZ: „Der neue Leitungsverlauf stellt insgesamt eine große Entlastung von Wohngebieten dar. Bei der Projektumsetzung sind wir aus betriebs- und abwicklungstechnischen Gründen aber gezwungen, im Osten vom Umspannwerk Kirchbichl zu beginnen. Nur so lässt sich während der Bauphase sicherstellen, dass nach jedem Teilabschnitt über das Winterhalbjahr ein provisorischer Zusammenschluss von alter und neuer Leitung hergestellt werden kann. Wir können somit leider nicht in Kramsach mit dem Bau beginnen und gehen davon aus, dass die Inbetriebnahme der neuen Leitung in Kramsach im 3. Teilabschnitt im Jahr 2019 abgeschlossen werden wird. Wir werden (wie in den ersten Abschnitten bereits begonnen) in Kramsach rechtzeitig auf die betroffenen Grundeigentümer zugehen und diese entsprechend in unsere Detailplanungen involvieren.“

Weitere Infos:
www.salzburg.gv.at/df_ratgeber_1.pdf

Oder:
www.salzurg.gv.at

- dann im Suchfeld „Infoblätter Elektrosmog“ eingeben.

http://www.rofankurier.at/cms/index.php/component/k2/item/1614-von-krebs-bis-alzheimer-wie-schaedlich-ist-elektro-smog

https://www.youtube.com/watch?v=VNxEWFU_xG0

https://www.youtube.com/watch?v=v8hsxNstJ8g

https://www.youtube.com/watch?v=kjufaMxoHe4











110 kV-Leitung: Neubau verschiebt sich!

Dienstag, 02 Juni 2015
Freigegeben in Tirol-Nachrichten
In der letzten Ausgabe berichtete der ROFAN-KURIER exklusiv über den Neubau mit Verlegung der TIWAG-Leitung von Kramsach bis Kirchbichl. Wie nun bekannt wurde, hat die TINETZ den Leitungs-Bau verschoben.

KRAMSACH/BREITENBACH (cm)  Der ursprünglich für 2017 angedachte Neubau der 110 kV-Leitung in Kramsach wird sich verzögern: Wie es aussieht, kommt die Entlastung der Bevölkerung sowie die Entfernung der alten, teils schon angegriffenen Masten erst im Jahr 2019.
Zwar wird gemäß jetzigen Planungen 2017 mit den Bauarbeiten begonnen. Diese starten jedoch beim Umspannwerk Kirchbichl.
Gemäß jetzigen Plänen wird nicht in jenem Ort begonnen, in dem die meisten Bürger und sogar eine Volksschule von der Überspannung durch eine 110 kV-Leitung betroffen sind.
Die TINETZ hat den Bau der  neuen Leitung in drei Bereiche unterteilt: Bereich 3: UW (Umspannwerk) Kramsach – hier soll 2019 gebaut werden. Bereich 2: UW Kundl (Breitenbach und Kundl) – hier soll 2018 mit dem Bau in der Gemeinde Breitenbach begonnen werden und Bereich UW Kirchbichl, wo bereits 2017 mit den Arbeiten gestartet werden soll. Ursprünglich war das Projekt für etwa ein Jahr früher angesetzt worden.

Vermessungen laufen

Aktuell sind Mitarbeiter der TINETZ unterwegs, um für das Projekt Vermessungen durchzuführen. Hierzu wurden die Grundbesitzer über die Überlegungen für eine optimierte, bessere Leitungsführung informiert und gebeten, den TINETZ-Mitarbeitern Zugang zu den betreffenden Grundstücken zu gewähren.
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