Kommt nach CORONA die Geld-Entwertung?
Die Geldentwertung kommt. Und zwar nach Ende der CORONA-Krise. Nur ein Gerücht oder eine reale Bedrohung? Hier eine Analyse zur aktuellen Sachlage.
ÖSTERREICH Mehr und mehr Menschen sorgen sich um ihr hart verdientes Geld: Kommt bald die große Geldentwertung? Schließlich gab es das auch 1924. Nach dem 1. Weltkrieg folgte auf die stark abgewertete "Krone" der "Schilling"...
Problematisch ist eine Geldentwertung aber nur dann, wenn innerhalb des Systems (etwa der Eurozone) die Kaufkraft in kurzer Zeit sinkt. Beispiel: Der Laib Brot kostet statt 2,– EURO plötzlich 10,– EURO, ohne dass die Einkommen steigen... Wertet der EURO aber etwa gegenüber dem US-DOLLAR ab, ist das für die Menschen im System kaum relevant. Im Gegenteil: Solange das Brot im System weiter 2,– EURO kostet, lockt eine gewisse Entwertung nach außen Käufer von Waren und Investoren an.
Schleichende Geldentwertung
Während der Verlust der Kaufkraft für die Bürger in der Währungs-Zone unwahrscheinlich ist, gibt es seit Jahren eine "schleichende" Geldentwertung: Sie basiert auf der Differenz von Spar-Zinsen und Inflation. Am Sparbuch erhält man aktuell etwa 0,1 Prozent Zinsen. Die Inflation bewegt sich real aber bei 1,5 bis 3 Prozent. Ergo verliert jeder, der Geld am Konto oder unter dem Kopfkissen hat, Jahr für Jahr Geld...
Staatsschuld wenig dramatisch
Hinzu kommt: Bereits 2015/2016 (Asylkrise) hatte Österreich knapp 300 Milliarden EURO Staatsschuld, damals etwa 85 Prozent des Brutto-Inlandsproduktes. Unter ÖVP-FPÖ sank der Schuldenstand in den Folgejahren. Aktuell dürfte er nun bei etwa 320 Milliarden EURO liegen. Allerdings ist damit der Anteil am Brutto-Inlandsprodukt kaum höher, als damals. Und: Berücksichtigt man die Inflation, ist der Schuldenstand beinahe gleich wie 2015!
Das System "niedrige Kredit-Zinsen und Strafen für Einlagen" hat Vorteile: Es kurbelt die Wirtschaft an, weil große wie kleine Geldbesitzer mit den Kapital-Zisen nichts mehr verdienen und das Geld daher ausgeben oder investieren. Und die Staaten werden entschuldet. Aber wie?
Staaten bekommen derzeit Geld für Schulden!
Direktor Friedrich Anrain (SPK Rattenberg Bank-AG) erklärt: "Wenn sich der Staat Österreich heute von der EZB (Europäische Zentralbank, Anm.) 1 Milliarde EURO für 10 Jahre leiht, bekommt er dafür 0,25 Prozent Fix-Zins pro Jahr. Österreich bekommt also pro Jahr 2,5 Mio. EURO Zinsen für Schulden. Klingt seltsam, aber so werden Staaten entschuldet." Das System ist übrigens seit Jahren Realität: Die Staaten holen sich Geld bei der EZB, indem sie Staats-Anleihen auflegen. Diese Anleihen kauft die EZB.
Bei 30-jährigen Anleihen liegt der Zins der EZB aktuell bei etwa 0 Prozent. Pendelt die Inflation (wie aktuell) zwischen 1 und 3 Prozent, ist der reale Wert dieser Schulden nach 30 Jahren um über die Hälfte gefallen! "So kann man die Staaten Schritt für Schritt entschulden, obwohl sie keine größeren Rückzahlungen machen und auch ohne große Einschnitte", erklärt Dir. Anrain im Gespräch mit dem ROFAN-KURIER. Die Situation, dass Österreichs Staats-Schuldenstand in Wirklichkeit aktuell nicht dramatischer ist als noch 2015, bestätigt Dir. Anrain in diesem Zusammenhang.
Kaufkraft-Verlust nicht in Sicht
Somit wird zwar das Kapital auf dem Sparbuch Jahr für Jahr weniger wert. Eine echte Geldentwertung, wie man sie in der Wirtschaftskrise der 1920er Jahre erlebt hat, zeichnet sich nach den aktuellen Vorzeichen aber nicht ab. "Wir befinden uns in einer Niedrigzins-Phase. Auch die Inflation, der reale Kaufkraft-Verlust, ist sehr niedrig. Kurzfristig befand sich Österreich sogar an der Grenze einer Deflation... Damit eine schlagartige Geldentwertung stattfinden kann, die auch innerhalb des Systems zu einem rapiden Kaufkraft-Verlust führt, bräuchten wir aber eine galoppierende Inflation", sagt Dir. Friedl Anrain von der Sparkasse Rattenberg Bank AG.
Fazit zum Thema
Ja: Sparguthaben werden aktuell durch die "schleichende Geldentwertung" Jahr für Jahr etwas entwertet. Das trifft aber auch auf alle Schulden zu, deren Zinsen aktuell meist unter der Real-Inflation liegen. Eine Geldentwertung innerhalb des Systems – und damit ein rapider Kaufkraft-Verlust für die Bürger – zeichnet sich unter den aktuellen Bedingungen nicht ab. Fakt ist: Nach der Krise wird die Wirtschaft anziehen, was in China und den USA bereits beginnt. Transporte und Metalle werden teurer. Die Inflation wird dadurch steigen, vielleicht etwas über 3 Prozent. Im Jahr 2011 lag sie übrigens bei 3,3 bis 3,6 Prozent...