Eine Zeitung, die ungefragt ein Foto mit Kindern vor dem Haus veröffentlicht, hätte vermutlich ein großes Problem! Bei Google kein Einzelfall...Screenshot: ROFAN-KURIER, Quelle: Google Maps (Street-View)

Fotos von Haus und Kindern? So nicht, Google!

Kürzlich war wieder ein Fahrzeug mit Rundum-Kameras im Tiroler Unterland unterwegs. Der Auftraggeber: Google. Tausende Häuser werden für den Online-Dienst Jahr für Jahr abfotografiert. Mit Privat-Autos oder sogar mit Kindern vor der Tür…

WIEN/TIROL Es ist ein Eingriff in die Privatsphäre. Nicht mehr, nicht weniger. Anders kann man es nicht nennen, wenn weltweit Autos und sogar Fußgänger, mit Rundum-Kameras bestückt, private Häuserzeilen, Gärten und sogar Personen abfotografieren und ins Internet stellen. Dass die Kameras auf den Fahrzeugen auch noch auf Maste montiert sind, kommt nicht von ungefähr: Laut Kritikern kann man mit einer Blick-Höhe von 2,5 Metern eben besser über Zäune und Hecken spähen. Eine Befriedigung des allgemeinen Voyeurismus, dessen Opfer aber niemand sein will… Bei Google-Street-View und anderen Diensten sieht man nicht nur die Gebäude selbst: Welches Auto fährt der Nachbar, welche Bäume wurden gepflanzt, ein neuer Zaun gebaut? Google Street View weiß mehr… Auch die Menschen, die gerade vor dem Haus stehen, wenn die "Spanner-Touren" gefahren werden, sind deutlich zu erkennen. Gesichter werden teils verpixelt, manchmal aber auch nicht. Wer in die Bilder zoomt und die Bewohner kennt, erkennt sie auch bei ihren Aktivitäten.

Sich wehren ist möglich

In Österreich hat Google folgende Adresse: "Google Austria, Graben 19, 1010 Wien". Dort hat der ROFAN-KURIER eine Presse-Anfrage hingeschickt. Google Austria antwortet innerhalb weniger Tage: Man informiert uns, dass Einsprüche sehr wohl möglich seien und dass es bei den Street-View-Bildern "ganz unten rechts" den Button 'Problem melden' gibt. Den könne man klicken und seine Einwände formulieren.

Tipps aus Deutschland

In Deutschland beschäftigt sich zum Beispiel die Plattform "Geodatenkodex" mit dem Thema. Auf https://geodatenkodex.de/verbraucher/widerspruch heißt es, dass Google auch eine Mail-Adresse für Widersprüche anbietet. Diese gibt es aber nicht mehr. Es gibt auf der Seite aber auch ein "Offline-Formular". Das kann man ausdrucken, ausfüllen und in der Folge per Post an Google schicken.

Der Praxis-Test

Der ROFAN-KURIER hat den Button "Problem melden" ausprobiert und einen von der deutschen Plattform formulierten Muster-Text übermittelt. Damit haben wir die Löschung des Gebäudes aus "Street-View" verlangt. Drei Beschwerden innerhalb von 14 Tagen blieben ohne Ergebnis. Ein Google-Mitarbeiter aus dem Presse-Bereich hat uns dann mitgeteilt, dass das Team der Abteilung "Problem melden" eventuell "mehrere Anläufe" braucht, bis die Löschung durchgeführt wird... Der ROFAN-KURIER hat Tiroler Politiker um Statements zum Thema gebeten. Vor Redaktionsschluss dazu LA Mag. Abwerzger, FPÖ: "Datenschutzrechtlich ist die Sache grundsätzlich zulässig, wenngleich unter Auflagen. Führt der Google-Einspruch nicht zum Erfolg, ist eine Beschwerde an die Datenschutzbehörde möglich."

Weitere Links mit Tipps zum Thema

https://geodatenkodex.de/verbraucher/widerspruch

https://www.dsb.gv.at/download-links/fragen-und-antworten.html#Google_Street_View_

https://www.heise.de/tp/features/Google-Street-View-Eine-politische-Kampfansage-3386581.html


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