Landesrat René Zumtobel: "Ich bin kein Ideologie-Mensch: Wichtig sind die Bürger, die Themen."Die Fotografen

LR Zumtobel: "Müllverbrennung macht durchaus Sinn"

Seit der Regierungs-Umbildung in Tirol ist René Zumtobel, Baujahr 1971, für die SPÖ in der Landesregierung. Er gilt als Experte und war bisher politisch ein unbeschriebenes Blatt. Der ROFAN-KURIER hat den Polit-Quereinsteiger kürzlich zum Interview gebeten.

TIROL/INNSBRUCK Zumtobel kam nach der Matura 1990 zu den ÖBB. Seinen Weg begann er als Fahrdienstleiter in Ausbildung. Bei den Bundes-Bahnen machte er seinen Weg, wurde schließlich  2004 Pressesprecher für Tirol und Vorarlberg. 2017 löste er dann seinen früheren Chef, Alexander Jug, als ÖBB-Regionalmanager für Tirol ab. Nach der Landtagswahl 2022 wechselte er dann in die Tiroler Landesregierung. Zumtobel ist dort für Umwelt und Naturschutz sowie für Verkehr, Mobilität und Abfallwirtschaft zuständig. Der SPÖ-Landesrat ist verheiratet, hat zwei Kinder (eine Tochter mit 27 Jahren und einen Sohn mit 22 Jahren). Mit seiner Familie lebt er auf 1.300 m Seehöhe in St. Leonhard im Pitztal.

ROKU: "Du warst 2022 auf keiner Landtags-Liste, warst nicht am Wahlkampf beteiligt, warst politisch inaktiv. Wie kommst Du in die Landes-Regierung und fühlen sich andere SPÖler dadurch zurückgesetzt?"
ZUMTOBEL: (lacht) "Das war in meiner Lebens-Planung nicht vorgesehen. Ich war sehr überrascht, als Georg Dornauer sagte, er würde mich gerne als Experten in seinem Regierungs-Team sehen! "Neidig" ist mir das aber niemand – ich spüre eher den Respekt davor, dass den Job mit diesen Ressorts jemand macht."

ROKU: "SPÖ-Mitglied bist du aber – oder? Und seit wann?"
ZUMTOBEL: "Naja … ich bin Mitglied der SPÖ… (auf die abermalige Nachfrage „seit wann“ antwortet Zumtobel nicht…)."

ROKU: "In der Politik kommen nun immer öfter Quereinsteiger zum Zug: Eine "Notwehr" gegen das mediale Politiker-Bashing?"
ZUMTOBEL: "Also ich für meinen Teil wollte das machen, weil man nicht immer nur über Dinge schimpfen kann. Man muss auch selber etwas tun. Ich möchte den Menschen zeigen, dass man in der Politik einen guten Job machen kann – unter Einbeziehung der Bevölkerung. Ich bin als Quereinsteiger unverdächtig, ohne Rucksack..."

ROKU: "Was kannst du besser, wie Deine Vorgängerin Ingrid Felipe (GRÜNE)?"
ZUMTOBEL: "Ich glaube, ich bin in manchen Dingen offener, kein Ideologie-Vertreter. Ich denke, der Mensch zählt… es geht nicht in erster Linie um die Partei, sondern um die Themen, die Menschen."

ROKU: "Wie hast du eigentlich Deinen Weg begonnen?"
ZUMTOBEL: "Ich habe nach der Matura als Fahrdienstleiter in Ausbildung angefangen. Mein Vater ist früh gestorben, ich habe nach der Matura daher gleich Geld verdienen müssen…"

ROKU: "Du fährst ja auch als Landesrat oft mit dem Zug in die Arbeit. Machst du das konsequent? Und kann es sein, dass du schon mal über eine rote Fußgänger-Ampel läufst, wie man hört?"
ZUMTOBEL: "Ja – ich fahre so oft es geht mit dem Zug, auch in andere Bundesländer, oder zu Terminen nach Wien. Und… (lächelt) ... die Fußgänger-Ampel: Als Verkehrslandesrat muss man sich schon an die Regeln halten… auch wenn Rot eine schöne Farbe ist."

ROKU: "Du hast in Interviews den Brenner-Basis-Tunnel als "Hoffnung" bezeichnet. Viele von uns kennen das Projekt fast ihr ganzes Leben lang. Werden wir diesen Tunnel jemals im Einsatz erleben?"
ZUMTOBEL: "Definitiv ja! Der Brenner-Basis-Tunnel ist eines der wichtigsten Projekte für eine Verlagerung auf die Schiene. Wenn ich verlagern will, muss ich Angebot schaffen. Wichtig ist dafür auch die 40 km lange Unterinntal-Trasse… Der Brenner-Basis-Tunnel wird – ich verlasse mich da auf die Projekt-Verantwortlichen –  2032 in Betrieb gehen. Das ist dann der längste Eisenbahn-Tunnel der Welt!"

SPÖ-Landesrat René Zumtobel. © Die Fotografen

ROKU: "Wie möchte man dann Frächter zur Nutzung des Tunnels bewegen?"
ZUMTOBEL: "Wir haben im Moment eine Schieflage, was die Kosten-Situation betrifft: Die Maut ist zu billig. Man kann daher entweder den Schienenverkehr fördern und an den Endpunkten moderne Terminals bauen. Oder man kann die Straße höher bemauten. Das geht aber nicht ohne die Nachbarländer… Daran arbeiten wir bereits."

ROKU: "Was kann Tirol beim Transit überhaupt tun, um die Menschen zu entlasten, wie den Transit zurückzudrängen?"
ZUMTOBEL: "Mit einem Slot-System. Man muss Straße und Schiene hier als Gesamtachse sehen, nicht isoliert voneinander betrachten. Mit Bayern und Südtirol habe ich mich bereits getroffen – es gibt hier eine einheitliche Sicht. Wir brauchen hier auch starke und gute Allianzen. Die Dinge werden aktuell ausgearbeitet, dann sollen die Länder das unterzeichnen und damit zu den Nationalministern gehen – damit wir die Nationen ins Boot holen können. Ich möchte aber weg vom Stau- und Dosiersystem in Kufstein. Ich möchte das Dosiersystem in Kufstein in ein Slot-System ändern. Und wenn die EU ihren "Green-Deal" ernst nimmt, wird man sich da auch auf EU-Ebene etwas einfallen lassen müssen und mitziehen. Aber am Nachtfahrverbot wird sicher nicht gerüttelt..."

ROKU: "Eine Geisel Tirols sind auch die LKW-Tankstellen abseits der Autobahn, weil sie die Transit-LKWs teilweise sogar anlocken. Kann die Landesregierung etwas dazu beitragen, dass diese Tankstellen endlich auf die A12 kommen – oder ist das eine Illusion?"
ZUMTOBEL: "Die Tankgeschichte ist in erster Linie Bundesangelegenheit. Wo wir eingreifen, ist das Wochenend-Fahrverbot für LKW ab Samstag, 7:00 Uhr und zugleich die Abfahr-Verbote für Touristen, die Staus auf den Autobahnen umfahren wollen."

ROKU: "Du bist auch für Abfallwirtschaft zuständig. Gibt es noch Pläne für eine Müllverbrennungs-Anlage für Tirol, oder ist das Projekt endgültig vom Tisch?"
ZUMTOBEL: "Es gibt eine Studie zum Müll als Energiequelle. Ich finde es grundsätzlich gut, dass man aus Müll Energie machen kann. Wir stehen damit in Tirol aber ganz am Anfang. Durch Müllverbrennung im eigenen Land könnte man aber viele LKW-Fahrten verhindern. Ich sage: Ja – Müll ist grundsätzlich eine gute Energiequelle für Strom und/oder Wärme. Und für die angestrebte Energie-Autonomie müssen wir uns das auch als Möglichkeit ansehen."

ROKU: "Wie viel Müll produzieren wir in Tirol und was passiert damit?"
ZUMTOBEL: "2021 sind rund 395.000 Tonnen "Siedlungsabfälle" angefallen, das umfasst auch Wertstoffe. Der Großteil der Restabfälle, also Restmüll und Sperrmüll, kommt nach Ostösterreich und wird dort verbrannt, die Restabfälle aus dem Bezirk Reutte werden in Deutschland verbrannt. Die Sammel-Quote bei Glas und Papier liegt übrigens bei 90 Prozent, bei Metall- und Kunststoff-Verpackungen bei etwa 73 und 75 Prozent."

ROKU: "Thema Energie: Wie stehst Du als Landesrat zu den angedachten Preis-Steigerungen in Sachen Strom und Gas?"
ZUMTOBEL: "Wir haben hier bereits beantragt, zu überprüfen, ob die Preissprünge auch gerechtfertigt sind. Die Gespräche, die ich persönlich dazu mit den beiden Vorständen von TIGAS und TIWAG hatte, waren eigentlich sehr gut."

ROKU: "Ist das Land im Gespräch mit dem Bund, um eine Stromkosten-Lösung für die vielen Wärmepumpen-Besitzer und E-Auto-Fahrer zu erreichen?"
ZUMTOBEL: "Das Land Tirol hat von Beginn an auf die Sondersituationen von Mehrpersonenhaushalten, Mehrparteienhäusern mit nur einem Zählpunkt sowie Wärmepumpen-Besitzer hingewiesen."

ROKU: "Abschließend eine Frage zur Situation in der SPÖ, wo es derzeit ja rumort: Wen unterstützt Du: Doskozil oder Rendi Wagner – oder einen anderen SPÖ-Kandidaten?"
ZUMTOBEL: "Ich unterstütze das Team-SPÖ und möchte mit meiner Arbeit dazu beitragen die SPÖ zu stärken..."

ROKU: "Danke für das Gespräch!"


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