Der Wolf ist in Österreich wieder heimisch, in Tirol soll es aber noch kein fixes Revier geben. Symbolbild: Pixabay/Pixle-mixer

Der Wolf gehört in Tirol wieder zum Alltag

Wolf-Sichtungen. Kadaver von gerissenen Tieren. DNA-Bestätigungen. Der Wolf gehört in Tirol wieder zum Alltag. Was Naturschützer freut, bringt Alm-Bauern zur Verzweiflung. 18 Wölfe wurden in Tirol in den letzten Jahren per DNA-Test bestätigt. 76 Risse wurden entschädigt.

TIROL  "Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf." Dieses Zitat prägten die Römer etwa 200 Jahre vor Christus … Hier geht es jedoch nicht um Geschichte.
Es geht um den Wolf, der in Überlieferungen und im Sprachgebrauch seit über 2.000 Jahren als Feind des Menschen gehandelt wird. Alles nur erfunden? Lange Zeit galt der Wolf als ausgerottet. Nun ist er zurück in Österreich. Zurück in Tirol. Die Stimmung gegenüber dem Wolf ist positiv. Zumindest bei Naturschützern.
Die ländliche Bevölkerung und vor allem Landwirte aber auch etliche Jäger sehen das Thema weit kritischer. Wölfe richten schon heute in Österreich und Tirol durch die Risse von Nutztieren Schäden an und stiften Unsicherheit. Zuletzt beobachtet wurden Wolfs-Risse Ende April im Kaunertal, wo nun auch durch DNA-Tests bestätigt ist, dass die gerissenen Tiere von Wölfen (hier war ein Paar unterwegs) getötet wurden. Weitere DNA-Bestätigungen für Wölfe gibt es unter anderem in Thiersee, Plansee, Gries am Brenner, Achenkirch, Fulpmes...

Landes-Jägermeister Larcher: "Kein Wolf angesiedelt"

Trotz der Schäden und Sichtungen sagt Landes-Jägermeister DI Anton Larcher im Gespräch mit dem ROFAN-KURIER: "In Tirol gibt es bis dato kein einziges bestätigtes Wolfrevier, Wolfspaar oder Rudel. Bis jetzt haben wir nur immer wieder den Nachweis einzelner Durchzügler auf der Suche nach einem geeigneten Revier." Seit 2009 wurden in Tirol 18 Wölfe per DNA-Test sicher bestätigt und 76 gerissene Nutz-Tiere entschädigt. Hinzu kommen etliche nicht bestätigte Sichtungen, auch im Unterland.

Wolf derzeit "streng geschützt"

Auf die Frage, ob Wölfe geschossen werden dürfen, erklärt DI Larcher: "Wölfe gehören zu den streng geschützten Tieren und dürfen in Österreich grundsätzlich nicht bejagt werden. Auf Anordnung der Landesregierung sind allerdings Sondermaßnahmen bei großer Gefährdung für Menschen und die Tierhaltung möglich. Zu diesen Sondermaßnahmen gehört als letztes Mittel notfalls auch der Abschuss."

Dieses Bild eines gerissenen Rehs, 20 Meter hinter seinem Haus, stellt ein Leser aus dem Unterland zur Verfügung. Es ist wenige Tage alt, er vermutet einen Wolf. © privat

Experte: "Wolf muss jagdbar werden!"

Wolf-Experte DI Johannes Jenewein von der Zeitschrift "Der Alm- und Bergbauer" fordert: "Der Wolf muss jagdbar werden! Dann kann ein Land selbst entscheiden, wie es mit dem Bestand umgeht. In einigen anderen EU-Ländern darf der Wolf bejagt werden."

Scheu oder nicht scheu..

"Angst vor dem Wolf muss man üblicherweise nicht haben... Wölfe meiden den Kontakt mit Menschen", heißt es etwa auf der Internet-Seite des Landes Tirol.
Etwas anders sieht das DI Johann Jenewein. Er befasst sich seit Jahren mit dem Thema und sagt: "Der Wolf hat seit Generationen keine negativen Erfahrungen mit Menschen. Sie sind für ihn keine Gefahr. Eine natürliche Scheu haben Tiere nur, wenn sie den Menschen als Feind wahrnehmen. Das ist aber meiner Meinung nach nicht der Fall…" Tirol sieht Wolf-Experte Jenewein an der Schwelle "zu einer dauerhaften Wieder-Ansiedlung" von Wölfen. Gerade die Tatsache, dass sich die Wolfs-Populationen in Südtirol, der Schweiz und Deutschland stark erholt haben, begünstige diese Möglichkeit.

"Große Probleme" mit Rudeln

In Deutschland und Frankreich, wo sich der Wolf bereits wieder angesiedelt hat, berichtet DI Jenewein von großen Problemen: Rinder wurden (in Sachsen) bereits im offenen Laufstall gerissen. Wald-Kindergärten werden geschlossen, weil die Menschen Angst um ihre Kinder haben. In Häusern, die am Waldrand liegen, dürfen die Kinder nicht alleine im Garten spielen. In Polen wurden 2017 zwei Kinder und eine Frau (zu unterschiedlichen Zeiten) angegriffen und verletzt. Der betreffende Wolf wurde dann geschossen. In Griechenland wurde eine 63-jährige Wanderin, die alleine unterwegs war, von einem Wolfsrudel regelrecht zerfetzt...

Diese Bilder stammen aus Frankreich, wo es wieder Wolfs-Rudel gibt. Zur Verfügung stellt die Kollage die Zeitschrift "Der Alm- und Bergbauer" mit Redaktion in Tirol.

DI Larcher: "Wenn wir schon Probleme mit Kühen auf der Alm haben,
sehe ich momentan keine gemeinsame Zukunft von Mensch und Wolf"

Landes-Jägermeister DI Larcher zum Thema Ansiedlung: "In Tirol würden die Wölfe nicht nur die Bauern vor eine riesige Herausforderung stellen, sondern auch Naturnutzer und den Tourismus. Wenn wir schon rechtlich regeln müssen, ob Almvieh und Wanderer mit Hunden gleichzeitig auf unseren Almen Platz haben, sehe ich unter den momentanen Bedingungen keine gemeinsame Zukunft für Mensch und Wolf in Tirol."


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