Alkoholkrank: Den Teufelskreis durchbrechen
"Jeder hat die Chance, Alkoholiker zu werden", ein Satz, der provokativ klingt – den die Mitglieder der Selbsthilfegruppen der Anonymen Alkoholiker allerdings real erleben und es gemeinsam schaffen, den Teufelskreis der Suchterkrankung zu durchbrechen.
WÖRGL "Erfahrung, Kraft und Hoffnung teilen" bringt es Franz auf den Punkt. Er gründete vor 40 Jahren im Wörgler Tagungshaus die erste AA-Gruppe im Unterland.
Alkoholkrankheit wird noch immer verharmlost, verschwiegen, geleugnet. Mit fatalen Folgen für Betroffene und das Umfeld: "Alkoholismus ist eine Familienerkrankung, die alle Gesellschaftsschichten betrifft", sagt Gerhard, selbst "trockener" Alkoholiker.
350.000 Menschen alkoholkrank
In Österreich gelten offiziell 350.000 Menschen als alkoholkrank – die Dunkelziffer liege aber weitaus höher – und 700.000 zeigen ein problematisches Alkohol-Konsumverhalten, nahe an der Sucht. Trotz vieler Therapieeinrichtungen in Österreich ist Alkoholmissbrauch ein massives gesellschaftliches Problem. "Die Alkoholkrankheit kann nur zum Stillstand gebracht werden – sie ist nicht heilbar", betont Gerhard, der selbst den "kalten Entzug" mit Unterstützung der AA-Selbsthilfegruppe geschafft hat.
Um der Alkoholkrankheit entgegen zu wirken, besteht der Wunsch nach gesellschaftlicher Unterstützung. Wobei der Gruppenzwang zum Alkoholkonsum bereits nachgelassen habe. Eine restriktive Gesetzgebung wie beim Rauchen sehe man als nicht wünschenswert – wohl aber billigere alkoholfreie Getränke in der Gastronomie und "dass Betroffene außerhalb der Familie auf ihr Verhalten angesprochen werden", ergänzt Mitgründerin Lotte.