Die Zeit, in der China-Autos vor allem durch schlechte Crash-Tests Schlagzeilen machten, ist vorbei: 5 Sterne für den ATTO3...

BYD ATTO 3: Was kann der Chinese?

Seit kurzem greift der chinesische Autobauer "BYD" – gesprochen "Bi-Wei-Di" – am heimischen Automarkt an. Der Vorführer ist so frisch, dass der ROFAN-KURIER den "Chinesen" mit nur wenigen Kilometern auf der Uhr zum Test übernimmt. Hier unser Fazit.

CHINA/ÖSTERREICH/LONG-FIGHTEN  Das erste, was beim ATTO3 von BYD auffällt, ist die Optik. Das Design ist gelungen und setzt sich im Inneren positiv fort: Ventilierte Sitzbezüge, Ambiente-Beleuchtung... An den Innenseiten der Türen wurden überall drei Gitarren-Saiten (aus Gummizug) angebracht. Und siehe da… sie sind auch noch gestimmt! "Smoke on den Water" geht sich damit (zumindest für Enthusiasten) allemal aus.

Die "Gitarre" im BYD. Ein anspruchsvolles Gitarrensolo geht sich allemal aus!

Zwei Varianten

Bei der Auswahl der Ausstattung macht es einem BYD leicht: Es gibt zwei Varianten: COMFORT und DESIGN. BYD gibt uns für beide Varianten einen Motor mit 204 PS auf der Vorderachse und eine Akku-Größe mit 60 kW. Herausragend: Die Basisgarantie läuft 4 Jahre oder 120.000 km (ohne Aufpreis) auf alles außer Verschleißteile, die Garantie auf den Akku läuft 8 Jahre oder bis 200.000 km für 70% Akku-Kapazität.

Die Mittelkonsole. Etliche Funktionen können noch mit Knöpfen bedient werden.

Reichweite, Crash-Test

Die Reichweite wird im Prospekt selbstbewusst mit "bis zu" 565 km im Ortsgebiet und mit bis zu 420 km kombiniert angegeben. Wie bei allen Herstellern wird der WLTP-Wert natürlich nie erreicht. Dachten wir… Der ATTO3 überrascht hier kräftig: Trotz teilweise 150… ähm… 130 km/h auf der Autobahn und Fahrten im Sportmodus mit Heizung hat der BYD nach 305 gefahrenen Kilometern noch immer 25% Akku übrig! Ergibt hochgerechnet satte 400 km! Sympathisch: Es gibt einen einfachen aber extrem aussagekräftigen Prospekt zum Mitnehmen! Beim ADAC-Crashtest schafft der ATTO 3 übrigens 5 Sterne.

Ein genauer Blick zeigt: Der Kofferraum des BYD bietet 440/1.338 Liter an Stauraum.

Ausstattung "gewaltig"

Beim COMFORT-Paket gehören ein 11 kW-Wechselstrom-Lader und ein 88 kW-Gleichstromlader zur Basis-Ausstattung. Ebenso Sprachsteuerung, ein drehbares großes Display in der Mitte, Keyless-Start, eine Wärmepumpe die beim Heizen viel Strom spart, die komplette Palette der Fahrassistenz-Systeme inklusive gut funktionierenden Park-Radars UND 360-Grad-Rundumsicht-Kameras, die alle Stücke spielen. Auch ein großes Panorama-Dach inklusive zusätzlichem Sonnen-Rollo ist in der Basis-Version dabei, ebenso ein PM 2,5-Hepa-Luftfilter (in China wichtig). DAB-Radio und 4G-Internet sind selbstverständlich. Die DESIGN-Variante kann sogar bi-direktional laden! Das bedeutet: Wäre das in Österreich erlaubt, könnte man damit sogar sein Haus in der Nacht mit Strom versorgen. Man kann das auch: Aber nur, wenn man sich vom öffentlichen Stromanbieter entkoppelt. Einen solchen Schalter kann man vom Elektriker einbauen lassen... Bei Interesse am besten den Fachmann fragen.

Ein Bildschirm am Lenkrad gibt dem Fahrer die wichtigsten Informationen - bis zum nächsten Updaten derzeit teils noch in Chinesisch...

Aktive Sicherheit

Der BYD passt auf dich auf. Wer bei Dämmerung vergisst, das Licht einzuschalten, den fordert eine freundliche Stimme dazu auf. Beim Aussteigen oder Rückwärtsfahren wird noch an das Problem mit dem Querverkehr erinnert. Aber per Ansage, nicht nur mit einem Piepserl, wie bei fast allen anderen Fahrzeugen. Freihändig fahren? Ja, aber nicht lange: Wie mittlerweile bei allen Modellen warnt das Fahrzeug sofort.
Wenn der "Autopilot" (der nicht so heißt) aktiviert ist und man zusätzlich etwas Gas gibt, blinkt es im Lenkrad-Display rot, sobald der Abstand zum Vordermann zu knapp wird und der ATTO3 spielt eine Warn-Schrift in chinesisch ein… Naja. Man weiß auch so, was gemeint ist. Die Bremsen sind sehr gut: Wer kräftig in die Eisen tritt, löst damit auch gleich die Warnblink-Anlage aus.

Unter der Motorhaube schlummert ein Motor mit 204 PS auf der Vorderachse, der Akku hat 60 kWh Kapazität.

Was uns nicht gefällt

In einigen Bereichen überholt der ATTO 3 die Konkurrenz oder zieht gleich. Und das bei einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Ein wenig meckern darf man doch: Warum man den ATTO3 nur als Front-Antrieb anbietet, ist nicht ganz klar. Im ECO-Modus kommt der BYD beim Losfahren auch bei Durchtreten des Pedals zu zögerlich vom Fleck: Hier sollte man mit dem NORMAL-Modus losfahren und erst danach umschalten. Die Sitze sind sehr gut! Was fehlt, ist aber eine verstellbare Wirbelsäulen-Stütze. Die Schrift im Lenkrad-Display könnte größer sein - und ein deutsches Update bekommen... Kleinigkeiten eben.

Der Preis ist heiß!

Der ATTO3 startet bei 42.000,- EURO und kostet mit maximal-Ausstattung etwa 45.000,- EURO. Brutto, wohl gemerkt und ohne Abzug von eventuellen Förderungen. Das ist durchaus attraktiv, wenngleich der Preis in China offenbar 25.000,- EURO beträgt. Dieser "Polster" von 20.000,- EURO mag sich am Weg von China nach Europa irgendwo zwischen Transport, Zoll, Steuern und Gewinn verteilen…

Technische Daten

V-Max: 160 km/h
0-100 km/h: 7,3 Sekunden
Reichweite WLTP: 420 km
Akku: 60,5 kWh
Ladung: AC = 11 kW, DC = 88 kW
Kofferraum: 440/1338 Liter
Gewicht: 1.750 kg leer
Zuladung: 410 kg
Garantie Fahrzeug: 4 Jahre/120.000 km
Garantie Akku: 8 Jahre/200.000 km 70%
Abmessungen: LxBxH: 4,45 x 1,87 x 1,61 m

Wer ist Bi-Wei-Di?

"Für die chinesischen Hinweise folgt erst noch das deutsche Update", informiert uns der Berater vom AUTOHAUS BERNHARD in Langkampfen. So neu ist BYD am deutsch-sprachigen Markt. Aber: Die Chinesen sind keine Frischlinge! Auch wenn man BYD (die Abkürzung für "Build-Your-Dreams") bei uns nicht kennt: BYD baut seit 1995 Akkus und seit Jahren ganze Fahrzeuge aus fast ausschließlich eigener Fertigung. Mit 3,3 Millionen verkauften E-Fahrzeugen weltweit ist BYD längst ein globaler Player und als führender Hersteller von E-Akkus und E-Motoren beliefert BYD mit der "BLADE"-Batterie auch TESLA! Die BLADE-Technologie bietet mehrere Vorteile: Kein Kobalt, kein Nickel im Akku – und er fängt nicht Feuer, wenn das Batterie-Gehäuse durchbrochen wird. Dazu ist die Energie-Dichte enorm, wie der Fahrtest eindrucksvoll beweist… In Tirol haben sich übrigens die Autohäuser BERNHARD in Langkampfen, BRUNNER in Kirchbichl, OBERHOFER in Mils bei Hall und SCHICK in Schwaz zusammengeschlossen und die BYD-Vertretung in Tirol übernommen. Der Vorteil: Anders, als bei TESLA gibt es für den Volks(Republik)-Elektrowagen echte Menschen als Ansprechpartner, die vor Ort auch hier in Tirol beraten und Service machen! Man darf gespannt sein: Dem Mini-SUV "ATTO3" stehen bereits die Sport-Limousine "HAN" und der 7-Sitzer SUV "TANG" zur Seite. Noch heuer folgen der Kleinwagen "DOLPHIN" sowie der "SEAL", der es vor allem auf das Segment des TESLA 3 abgesehen hat.

Autor: Mag. Christian Mück, Rechte: MP MEDIA & POWER GmbH - ROFAN-KURIER


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