Die GRÜNE Stadträtin Mag. Viktoria Gruber, MA, besuchte den ROFAN-KURIER kürzlich zum Sommer-Interview.

Viktoria Gruber: "Straffällige nicht abschieben..."

Der ROFAN-KURIER hat für diese Ausgabe die Schwazer Landtags-Kandidatin, Stadträtin Mag. Viktoria Gruber, (GRÜNE) zum Interview gebeten. Sie ermahnt alle, bewusster zu konsumieren. Einen Grund dafür, straffällige Asylwerber abzuschieben, sieht sie nicht...

TIROL/INNSBRUCK Mag. Viktoria Gruber, MA (GRÜNE) ist Baujahr 1982, sie lebt mit ihrem Partner und ihrem 18-jährigen Sohn in der Stadt Schwaz in einem Reihenhaus. Nach dem Paulinum studierte sie klassische Archäologie und war auch bei Ausgrabungen in Tirol dabei. Später hat sie das Master-Studium Sport/Kultur- und Event-Management absolviert. Mit 18 war sie bereits auf der GRÜNEN Gemeiderats-Liste der Stadt Schwaz. 2010 kam sie in den Gemeinderat, 2016 in den Stadtrat. Dort war sie unter anderem für "Äußere Beziehungen und interkulturelle Angelegenheiten" zuständig, heute sind Umwelt, Klimaschutz und Abfallwirtschaft ihr Bereich.

ROKU: "Was sagen die GRÜNEN zu den Preis-Sprüngen bei TIWAG und TIGAS?"
GRUBER: "Wir haben in Schwaz die Stadtwerke. Die haben die Preissprünge nicht in diesem Ausmaß gemacht. Aber es versteht keiner, warum Strom in einer Gemeinde mehr kostet, wie in einer anderen und die TIWAG vielleicht noch teurer ist. Energie ist ein Grundbedürfnis… Dass wir es nicht geschafft haben, den Preis niedrig zu halten, ist bedauerlich! Zumal die Eigenversorgung in Tirol so hoch ist. Die Entwicklung ist so nicht nachvollziehbar."

ROKU: "Was kann man selber dagegen tun?"
GRUBER: "Wir haben zu Hause eine PV-Anlage und neu eine Luft-Wärmepumpe. Diese Möglichkeit hat aber nicht jeder. Es bleibt nur Energie sparen, Energie-Gemeinschaften gründen… Das wäre aktuell auch eine Chance für die Menschen, dass man sich regional zum Beispiel mit Beteiligungs-Projekten den produzierten Strom teilt. Wörgl war hier Vorreiter."

ROKU: "Thema Transit: Der Verkehr überrollt unser Land! Seit 40 Jahren wird herumdiskutiert, versprochen, angekündigt… Gibt es irgendetwas, das man tatsächlich tun kann?"
GRUBER: "Der Großteil der LKW transportiert Güter… Wenn man zumindest regional und saisonal einkaufen würde, hätte das auch Auswirkungen darauf, wie Europa funktioniert. Dass im Transit aber eine Lösung zwischen Deutschland, Tirol/Österreich und Italien her muss, ist unbestritten. Es ist mit dem Verbot für Müll und Schrott ein Schritt in die richtige Richtung gesetzt worden. Da der Konsum gestiegen ist, hat aber die Zahl der LKWs trotzdem nicht abgenommen… Wir müssen bewusster konsumieren! Mode bewusst kaufen, Lebensmittel bewusst kaufen. Thema Kreislaufwirtschaft! Allein die Lebensmittel-Verschwendung produziert in Österreich etwa 5 bis 10% vom Treibhausgas-Ausstoß! Das ist nur das, was weggeschmissen wird. Und "mindestens haltbar" heißt nicht "tödlich ab"! Das ist ein Klimaschutz– und ein Umweltthema! Regional, saisonal! Keine Erdbeeren im Winter!"

ROKU: "Wie tief sind die Gräben in der Partei? Wie siehst du die Machtübernahme durch Gebi Mair?"
GRUBER: "Machtübernahme würde ich es nicht nennen… Aber wenn man Verluste einsteckt, wenn man Regierungs-Sitze, ein Landtags-Mandat und Stimmen verloren hat, sind Menschen enttäuscht. Unsere drei Landtags-Abgeordneten bemühen sich nach Kräften, sie machen einen guten Job und versuchen auch, die Basis gut einzubinden. Ich denke, dass der Zusammenhalt in der Partei wieder da ist."

ROKU: "Nochmal zum Thema Energie: Die EU bastelt an einem De-Facto-Verbot für alle Heizungen, außer Wärmepumpen. Hältst du das für sinnvoll?"
GRUBER: "Ein Verbot für Öl und Gas finde ich gut. Aber Pellets-, Holz- oder Hackschnitzel-Heizungen zu verbieten, finde ich nicht in Ordnung. Das ist für Tirol/Österreich wichtig."

ROKU: "Thema Asyl: Die GRÜNEN verfolgen hier eine sehr liberale Politik. Ist diese angesichts der Situation zeitgemäß?"
GRUBER: "Ich denke, dass eine liberale Politik in Sachen Asyl wichtig ist. Wertschätzung ist eine wichtige Voraussetzung für Integration. Auf was wir stolz sein können, sind die Gemeinden, die hier viel geleistet haben und auch auf das Ehrenamt."

ROKU: "Bei welcher Anzahl von Ausländern sollte man einen Zuwanderungsstopp einziehen?"
GRUBER: "Also ich bin gegen Grenzen. Wir brauchen Zuzug, wir brauchen Fachkräfte… Egal wer nach Europa kommt, hat unterschiedliche Ambitionen. Man muss die Chance nutzen, wenn Menschen da sind. Man darf nicht gut ausgebildete, junge Menschen, die sich integrieren wollen, abschieben. Das humanitäre Bleiberecht wird viel zu wenig eingesetzt. Generell finde ich es gut, dass Asylwerber zum Beispiel 3,00 EURO – Jobs annehmen können. Wir haben in Schwaz auch Frauen-Jobs geschaffen, zum Beispiel im Altersheim in der Wäscherei... Die Möglichkeit, zu arbeiten, verhindert Kriminalität, da bin ich mir sicher. Wer nichts zu tun hat, hat auch nichts zu verlieren."

ROKU: "Sollte man straffällige Asylwerber – etwa nach Raub, Vergewaltigung – abschieben und ihnen das Aufenthaltsrecht in Österreich entziehen?"
GRUBER: "Bei einer Straftat  bekommt der Täter ja eine reale Strafe für das Vergehen. Die kann er absitzen oder die Strafe bezahlen. Das hebt aber den Asylgrund nicht auf. Wir haben da schon eine humanitäre Verantwortung. Eine Straftat und ein Asylantrag haben nichts miteinander zu tun, jeder, der eine Straftat begeht, verdient eine gerechte Strafe. Jeder der einen Asylantrag stellt, verdient ein faires Verfahren. Und zum Marokkaner-Problem in Innsbruck: Diese Leute sind im rechtsfreien Raum. Sie werden von Marokko nicht zurückgenommen, sie bekommen aber auch kein Asyl. Ich glaube, wenn diese Menschen regulär arbeiten könnten, hätte man auch die Chance, dass wir viele aus der Kriminalität herausbekommen. Deutschland zum Beispiel bildet in Marokko Menschen aus, damit sie qualifizierte Personen aus anderen Ländern bekommen – mit dem Goethe-Institut. Ziel muss es sein, mit Marokko ein Abkommen zu verhandeln, wie man mit den Marokkanern umgeht: Entweder sollte man sie wieder in ihr Land lassen, oder man sollte sie bei uns arbeiten lassen."

ROKU: "Danke für das Gespräch!"


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