Einen Energiekosten-Zuschuss gibt es für Kleinbetriebe! Und zwar für das Jahr 2023... Aber oje: Nur für Unternehmer, die sich auch die ID-Austria holen. Wer das nicht macht, hat leider Pech! So wurden zuletzt Hunderte Unternehmer auch in Tirol "freundlich gedrängt", sich die ID-Austria zu holen...

TIROL/ÖSTERREICH Anna (Name geändert) ist schon 70 Jahre alt, aber immer noch selbständig tätig! Seit über 50 Jahren arbeitet sie, zahlt Steuern. Jetzt könnte sie sich den "Energiekosten-Zuschuss" für 2023 holen, sagt ihr Steuerberater. "Aber nur, wenn sie die ID-Austria hat", lässt dieser wissen. Anna ist in einer Zeit aufgewachsen, als man Fingerabdrücke nur von Verbrechern genommen hat! "Heute sind die jungen Leute so blöd, dass sie alle Daten und Fingerabdrücke bedenkenlos hergeben, als wäre es nichts", ärgert sie sich. Sie hat es dann auf ihre alten Tage doch getan: Sich die ID-Austria geholt. Wer möchte nicht Geld vom Staat retour... Und so werden Unternehmer vom Staat in die ID-Austria gedrängt. Noch transparenter. Noch nachverfolgbarer...

Ein weiteres Beispiel: Die Anträge auf Katastrophen-Hilfe nach den schweren Unwettern am Arlberg sollen – so wird in den Medien verkündet – jetzt über den "Online-Antrag" eingereicht werden! Für viele ältere Menschen stellt das aber eine Hürde dar, die sie oft alleine schon aufgrund von Sehschwächen oder anderen Problemen mit digitalen Endgeräten nicht bewältigen können.

Steuerberater: "Staat will digitale Bürger, Unternehmer..."

Im Gespräch mit der Redaktion bestätigt auch ein Tiroler Steuerberater: "Unser Staat will, dass jeder Bürger und Unternehmer digital erfasst ist. Das hat Vor- und Nachteile. Vom Datenschutz ganz abgesehen... Ältere Unternehmer, die nicht fit sind mit den elektronischen Anwendungen, können hier vieles nicht mehr ohne Hilfe bewältigen. Es ist auch so, dass über das Unternehmer-Service-Portal viele Dinge nur noch digital möglich sind."

Beispiel Härtefall-Fonds! "Da hat man analog gar nichts mehr machen können... hier wurde einfach auf digitale Handy-Signatur umgestellt!", sagt er im Gespräch mit dem ROFAN-KURIER. Seine Kanzlei habe vielen Bürgern und Unternehmern geholfen, ihre digitale Handy-Signatur oder ID-Austria einzurichten.

Nächstes Beispiel: Tourismus-Abgabe: Diese wurde zeitenweise nur noch digital zugestellt! Wer nicht aktiv in das Unternehmer-Service-Portal geschaut hat, bekam Mahnungen und sogar Exekutionen! Dafür braucht es wieder ... die ID-Austria – und dafür den Fingerabdruck oder den Gesichts-Scan! Oder den Steuerberater, der diesen Einstieg für einen erledigt – und dafür natürlich kassiert. "Für mein Rechts-Verständnis geht das nicht: Das Zahlen einer Abgabe mit einer Holschuld zu verbinden, ist dreist", sagt ein anderer Steuerberater im Gespräch.

Seniorenbund: "Anträge müssen analog möglich bleiben!"

Patrizia Zoller-Firschauf, Landes-Obfrau des Tiroler Seniorenbundes: "Wir sind an diesem Thema bundesweit dran. Wir sehen, dass hier die ältere Generation überfordert und auch ausgegrenzt wird. Wenn man glaubt, dass das Thema in wenigen Jahren erledigt ist, dann liegt man falsch! Wir haben das auch im Landes-Dienst gemerkt... Es müssen alle Förderungen auch in Papierform eingereicht werden können! Auch auf Bundes-Ebene!" Patrizia Zoller-Frischauf weiter: "Wenn man jetzt sagt, dass das zu viel Aufwand für die Ämter ist, gut! Dann muss es eine Anlaufstelle geben, wo einem geholfen wird und wo das für die Bürger erledigt wird. Der Seniorenbund hat das bei CORONA für Hunderte Senioren gemacht. Aber dann brauchen wir auch Zuschüsse für die Mitarbeiter. Allgemein muss man in Österreich Anlaufstellen oder Vereine schaffen, wo  den Menschen diesbezüglich geholfen wird. Wir sprechen in diesem Land oft über Diskriminierung. Es darf aber auch keine Diskriminierung der älteren Generation durch Digitalisierung geben!"