Obwohl die Inflationsrate zuletzt leicht gesunken ist, bleibt eine echte Entspannung für viele Menschen aus.unsplash.com

Inflation geht zurück: Ein gutes Zeichen?

Zahlen lügen nicht, aber sie erzählen auch nicht die ganze Wahrheit. Seit einiger Zeit macht die Meldung die Runde, dass die Inflation in Österreich zurückgeht. Das klingt beruhigend, fast schon wie ein Aufatmen zwischen steigenden Stromrechnungen und teurem Wocheneinkauf. Doch wer sich nicht nur mit den Schlagzeilen zufrieden gibt, merkt schnell: Die Sache ist komplizierter. Denn zwischen rückläufigen Prozentwerten und einer Wirtschaft, die nicht so recht in Schwung kommt, entsteht ein Bild, das eher einer diffusen Wetterlage gleicht als einem klaren Konjunkturhimmel.

Die Inflation sinkt, doch Entwarnung sieht anders aus

Im April 2025 lag die Teuerungsrate bei 3,1 Prozent. Im Monat davor waren es 2,9 Prozent. Ein kleiner Anstieg, der zeigt, dass es sich nicht um eine lineare Entwicklung handelt. Statt eines glatten Rückgangs ist ein Zickzack-Kurs zu beobachten. Viel entscheidender aber ist die Frage, wo die Preise weiterhin steigen und wie sich das im Alltag niederschlägt. Gerade diese Uneinheitlichkeit macht es schwer, von einer wirklichen Entspannung zu sprechen. Besonders deutlich fällt der Blick auf Dienstleistungen aus. Friseurbesuche, Restaurantrechnungen oder Reparaturarbeiten verteuern sich im Jahresvergleich um fast fünf Prozent. Auch bei Lebensmitteln tut sich wenig in Richtung Entlastung. Alkohol, Tabak und Grundnahrungsmittel bleiben mit über drei Prozent Preisanstieg weiterhin auf einem Niveau, das spürbar ist, besonders für Haushalte mit ohnehin knappen Budgets. Die Kosten für alltägliche Lebensbereiche steigen damit genau dort, wo sie am meisten ins Gewicht fallen. Nur im Energiesektor zeigt sich ein Hauch von Beruhigung. Der Anstieg liegt bei unter einem Prozent, was vor allem auf gesunkene Treibstoffpreise zurückzuführen ist. Gleichzeitig steigen die Strompreise weiter, was das positive Bild rasch relativiert. Unterm Strich bleibt von der Entlastung also wenig übrig, zumindest auf der Endabrechnung. Dazu kommt eine verzerrte Wahrnehmung der tatsächlichen Inflation. Während die offiziellen Zahlen ein Abflauen signalisieren, bleibt das subjektive Empfinden vieler Menschen davon unbeeindruckt. Die sogenannte Kerninflation, also der Preisauftrieb ohne die stark schwankenden Komponenten wie Energie und Lebensmittel, bleibt hoch. Das legt nahe, dass die Preissteigerungen nicht nur auf kurzfristige Ausreißer zurückzuführen sind, sondern tief in den Strukturen verankert bleiben. Solange sich diese Grundtendenzen nicht ändern, wird der Rückgang der Gesamtinflation kaum als Erleichterung wahrgenommen.

Zwischen Sparkurs und Belastung: Wenn politische Entscheidungen mitmischen

Zu all dem gesellt sich ein politischer Kurs, der einen schmalen Grat beschreitet. Die neue Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt, das Budget zu konsolidieren. Schuldenabbau, Stabilitätsziele, weniger Ausgaben – das klingt nach ökonomischer Vernunft. Nur ist der Zeitpunkt denkbar ungünstig. Gerade in konjunkturell schwachen Phasen kann ein harter Sparkurs kontraproduktiv wirken. Konkret bedeutet die Haushaltskonsolidierung Kürzungen bei Förderungen, Einsparungen im öffentlichen Sektor und dazu neue oder erhöhte Steuern in ausgewählten Bereichen. Besonders hitzig wird aktuell über die geplante Steuererhöhung im Glücksspielbereich diskutiert. Hier sehen sich viele Anbieter wirtschaftlich unter Druck gesetzt. Besonders in umkämpften Bereichen wie dem Live-Casino könnte die Konkurrenz aus dem Ausland zunehmen, die in Österreich keine Steuern zahlt. Was wie eine fiskalisch saubere Lösung wirkt, könnte sich somit als wirtschaftliche Bremse erweisen. Denn jede zusätzliche Belastung, ob für Unternehmen oder Konsumenten, verringert die Bereitschaft, zu investieren, Neues zu schaffen oder einfach Geld auszugeben. In der Summe verlangsamt das die ohnehin fragile Konjunktur weiter. Wachstum wird so nicht verhindert, aber zumindest deutlich erschwert.

Wirtschaftlich auf der Stelle, obwohl die Preise langsamer steigen

Wenn die Inflation nachlässt, gewinnt die Wirtschaft wieder an Tempo. Österreich zeigt 2025 jedoch ein anderes Bild. Die Wirtschaftsleistung soll im laufenden Jahr um 0,2 Prozent schrumpfen. Auf dem Papier mag das nach wenig aussehen, in der Realität bedeutet es eine leichte, aber spürbare Kontraktion. Die Dynamik fehlt, obwohl die geldpolitischen Bedingungen an sich günstig erscheinen. Gleichzeitig steigt die Arbeitslosenquote auf 7,4 Prozent, wenn die Prognosen zutreffen. Hinter dieser Zahl steckt eine Entwicklung, die sich durch nahezu alle Sektoren zieht. Weniger sichere Jobs bedeuten weniger Ausgabenfreude. Der private Konsum stagniert oder geht zurück. Wer vorsichtig wirtschaftet, investiert seltener in größere Anschaffungen und denkt zweimal nach, bevor das Geld fließt. Diese Zurückhaltung breitet sich nicht nur im Handel aus, sondern erfasst zunehmend auch Dienstleistungs- und Produktionsbetriebe. Die Auswirkungen zeigen sich deutlich, denn im Baugewerbe werden Projekte auf Eis gelegt, weil sich Investitionen nicht mehr rechnen. Der Einzelhandel ächzt unter einer anhaltenden Kaufzurückhaltung. Selbst das traditionell stabile Weihnachtsgeschäft blieb hinter den Erwartungen. Auch die Industrie hat zu kämpfen - mit sinkender Nachfrage, höheren Produktionskosten und einer allgemeinen Zurückhaltung, was Expansion oder Innovation angeht. Es entsteht ein wirtschaftliches Klima, in dem das Risiko größer scheint als die Aussicht auf Gewinn.

Globale Bühne, auf der Österreichs Wirtschaft mitspielt

Österreich ist keine Insel. Das zeigt sich besonders dann, wenn die Weltwirtschaft schwächelt. Eine exportorientierte Volkswirtschaft ist davon unmittelbar betroffen, und genau das ist derzeit der Fall. Internationale Abhängigkeiten wirken sich bei jeder Krise wie ein Beschleuniger für bestehende Probleme aus. Zahlreiche Schlüsselbranchen wie etwa der Maschinenbau, die Chemieindustrie oder der Fahrzeugsektor, leiden unter der schwindenden Nachfrage aus dem Ausland. Handelskonflikte sorgen für zusätzliche Unsicherheit. Unternehmen verzichten auf Investitionen oder verschieben sie, Märkte verlieren an Attraktivität oder brechen gänzlich weg. Die Folge ist ein struktureller Dämpfer, der sich kaum kurzfristig ausgleichen lässt. Gleichzeitig bleibt der Energiemarkt ein Unsicherheitsfaktor. Zwar sind die aktuellen Preise moderat, doch die Vergangenheit hat gezeigt, wie schnell sich das ändern kann. Politische Krisen, globale Lieferprobleme oder klimapolitische Entscheidungen führen regelmäßig zu Ausschlägen, die die wirtschaftliche Planung massiv erschweren. Kaum ein Unternehmen kann auf dieser Basis strategisch vorausdenken, ohne große Risiken einzugehen.

2026 in Sicht, aber noch nicht in trockenen Tüchern

Ein Blick ins kommende Jahr zeigt Hoffnung. Die Inflation soll sich laut aktuellen Einschätzungen bei rund zwei Prozent einpendeln. Auch das Wirtschaftswachstum könnte mit einem Plus von etwa 1,1 Prozent wieder zulegen. Das klingt nach einem vorsichtigen Aufwärtstrend. Doch der Weg dorthin bleibt gepflastert mit Unsicherheiten. Es wäre also verfrüht, schon jetzt die Sektkorken knallen zu lassen. Damit aus Hoffnung Realität wird, müssen gleich mehrere Bedingungen erfüllt sein. Die geopolitische Lage darf sich nicht weiter zuspitzen. Energiepreise müssen halbwegs stabil bleiben. Zudem braucht es eine Politik, die die wirtschaftliche Erholung nicht durch übertriebene Sparmaßnahmen oder Steuererhöhungen im Keim erstickt. Politische Sensibilität ist gefragt, um die fragile Erholung nicht schon im Ansatz zu gefährden. - Anzeige -


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