Zucker oder Fett: Was schadet mehr?

Fett gilt als Dickmacher Nummer Eins. Zuviel Fett im Essen ist zudem ein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Aber auch Zucker gilt als ungesund. Manche Experten behaupten ein Zuviel an Zucker und Kohlenhydraten sei noch viel schlimmer als Fett.

Wir begleiten ein Zwillingspaar während einer extremen Ernährungs-Phase und wollen wissen: Wie wirkt Fett, wie wirkt Zucker? Miles wird sich zehn Tage lang zucker- und kohlenhydratreich ernähren, Dean wird zehn Tage eine fettbetonte Kost zu sich nehmen. Begleitet wird das Experiment vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam-Rehbrücke.

Der Speiseplan Miles darf alle zucker- und kohlenhydratreichen Speisen essen: Brot, Brötchen, Marmelade, Müsli, Reis, Nudeln, Kartoffeln, aber auch Früchte. Wichtig ist dabei, dass sein Speiseplan kaum Fett enthält. Müsli und viel Obst ist ja erlaubt und stehen bei ihm ohnehin täglich auf dem Frühstückstisch. Sein Zwillingsbruder Dean übernimmt die fettbetonte Kost. Zehn Tage lang wird er bei Wurst, Fleisch, Eiern in jeder Form, Speck, Käse und Fisch zulangen.

Auch so leckere Dinge wie Mayonnaise oder Fleischsalat sind erlaubt. Allerdings ohne Brot, denn auf alle Kohlenhydrate muss Dean verzichten. Mengenmäßig sind den Zwillingen keine Grenzen gesetzt - von ihrer Extrem-Kost dürfen sie essen, soviel sie wollen. Was wird gemessen? Vor Beginn der zehntägigen Extrem-Ernährung werden die Zwillinge am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (Dife) untersucht. Miles wiegt gut 70 Kilogramm bei einer Größe von 1,80 Meter. Dean ist etwas größer und schwerer. Mit einem BMI von 21,9 und 22,3 liegen die 25-jährigen Männer im optimalen Bereich.

Eine Überraschung gibt es bei den Blutzuckermessungen - der Glukose-Wert ist bei den Zwillingen bis auf die Stelle hinter dem Komma identisch. Auch ihre Blutfett-Werte sind ähnlich und ganz normal. Die Ernährungswissenschaftlerin Dr. Christiana Gerbracht vom Dife erläutert, auf welche Messungen und Parameter es bei dem bevorstehenden Experiment ankommt: "Wir bestimmen zu Beginn und am Ende den Blutzucker, die Blutfettwerte, dazu gehören die Cholesterinwerte, also das Gesamtcholesterin, LDL-, HDL-Cholesterin und die Triglyceride. Diese Risikoparameter geben uns einen Hinweis darauf, wie ist der Status jetzt und wie wird er nach der extremen Ernährungsveränderung sein. Studien zeigen uns, dass die Ernährung einen ganz wichtigen Einfluss auf diese Werte hat. Das heißt wir können über die Ernährung auch Erkrankungen vorbeugen."

Gewicht

Die Überraschung beim Wiegen: Beide haben zugenommen. Miles 1,7 Kilogramm, Dean 2,1 Kilogramm. Das war so nicht zu erwarten. Denn einseitige Kostformen führen in der Regel dazu, dass man weniger davon isst. Mögliche Erklärung bei Dean, er hat sich durch die Fett-Kost oft so schlapp gefühlt, dass er sich nicht mehr zum Sport aufraffen konnte. Und Miles ist von der fettfreien Zucker-Kost einfach nicht so gut satt geworden und musste deshalb mehr essen.

Blutwerte

Dafür hat die einseitige Ernährung die Blutwerte völlig durcheinandergebracht. Bei Zucker-Zwilling Miles sind ausgerechnet die Fettwerte im Blut gestiegen, die Triglyceride. Sie liegen zwar noch in der Norm, zeigen aber eindeutig eine Tendenz nach oben, berichtet Dr. Christiana Gerbracht: "Das kann man sich erklären durch die extreme Zufuhr von kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln. Dazu kommt, dass sich der gute Anteil des Cholesterins, das HDL auch gesenkt hat. Also das ist der Ernährungseinfluss durch die Zufuhr von Kohlenhydraten. Würde er so weiteressen und weiter an Gewicht zunehmen, könnte das definitiv in Richtung Fettstoffwechselstörung und dann auch in Richtung Herz-Kreislauf-Erkrankung gehen."

Bei Fett-Zwilling Dean sind dagegen die Glukose-Werte im Blut gestiegen. Sie liegen zwar noch in der Norm, trotzdem ist das für Dr.Christiana Gerbracht bedenklich: "Durch die fettreiche Kost kann es sein, dass das Insulin an den Zellen im Körper nicht mehr so ganz wirksam ist. Ein zweiter Aspekt kommt dazu: Das Körpergewicht hat sich vermehrt und das kann natürlich auch dazu beitragen, dass der Blutzuckerspiegel schlechter wird. Wenn jetzt noch eine positive Familienanamnese dazukommt, dann könnte er ein erhöhtes Risiko haben, wenn er so weiteressen wrüde und wenig Sport macht, dass er ein erhöhtes Risiko für die Diabetes-Erkrankung hätte."

Fazit

Miles und Dean haben die Risiken von Zucker und Fett am eigenen Leib erfahren. Sie wissen nun, dass Sport allein nicht ausreicht, um fit und gesund zu bleiben. Die Ernährung spielt vor allem langfristig eine große Rolle, wenn es darum geht, den Körper vor möglichen Zivilisationskrankheiten zu schützen.

Quelle: http://www.daserste.de


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