Die Apotheken in Österreich beklagen derzeit, dass sie keinen oder zu wenig Grippe-Impfstoff bekommen.Pixabay

Keine Grippe-Impfung für dich... und dich...

"Heuer Grippe impfen lassen", lautet der Aufruf von Gesundheits-Minister Rudi Anschober (GRÜNE). Etwa 1,2 Millionen Impf-Dosen soll Österreich heuer bekommen. Doch 400.000 Stück hat sich die Stadt Wien gesichert und verteilt sie aktuell kostenlos vor der Wien-Wahl...

ÖSTERREICH/WIEN/TIROL Der Impf-Aufruf wirkt: Während sich sonst nur 8 bis 10 Prozent der Österreicher impfen lassen, möchten das heuer bis zu 30 Prozent tun. Aber... 400.000 Impf-Dosen hat sich längst die Stadt Wien gesichert! Zufällig vor der Wien-Wahl (11. Oktober) werden diese gerade kostenlos in Impf-Straßen der Stadt verteilt. "Ein Wahl-Zuckerl", ärgern sich manche Apotheker, die daneben stehen und ihren Kunden sagen, dass sie keinen Impfstoff haben.

Zu wenig für die Bundesländer

Von den 1,2 Mio. Impf-Dosen gehen also mindestens 400.000 nach Wien. Österreich hat aktuell etwa 8,9 Millionen Einwohner, Wien 1,9 Millionen. Bleiben 6 Millionen Einwohner in acht Bundesländern.
Etwa ein Drittel der Bevölkerung möchte sich heuer impfen lassen... Das sind außerhalb von Wien etwa 2 Millionen Österreicher.

Leiter der Apotheker-Kammer: "Situation schwierig!"

800.000 Impfdosen für 2 Mio. Impf-Willige. Oder: Über die Hälfte der Impf-Willigen wird keine Impfung bekommen. Im Gespräch mit dem ROFAN-KURIER sagt Dr. Mathias König, Leiter der Apotheker-Kammer Tirol: "Ja, die Situation ist schwierig. Die Herstellung des Impfstoffes dauert einige Monate. Die Impfstoffe für heuer sind längst im Herstellungs-Prozess, die Produktion läuft seit fast einem Jahr."

Weltweiter Mangel

"Die WHO gibt Jahr für Jahr vor, welcher Grippe-Stamm geimpft wird. Die heurige Impfung wurde gegen vier Influenza-Stämme entwickelt", sagt Dr. König.
Die Hersteller schauen jedes Jahr: Wie viel Impfstoff wurde im Vorjahr bestellt. Dann kommt noch eine Sicherheits-Reserve dazu. Das ist dann die Produktions-Menge für das aktuelle Jahr.

Dr. König erklärt: "Die Impfrate in Österreich lag bei Influenza meist zwischen 8 und 10 Prozent. Dass man sich heuer gegen Influenza impfen lässt, macht durchaus Sinn, damit man nicht vielleicht zu CORONA auch noch Influenza bekommt. Laut Umfragen wollen sich heuer etwa 30 Prozent der Menschen gegen Influenza impfen lassen: Wir haben also die Herstellung, die für den bisherigen Bedarf läuft. Und wir haben die erhöhte Impfbereitschaft... Diese Situation gibt es aktuell auf der ganzen Welt! Man kann also nicht einfach aus anderen Staaten zukaufen..."

Dass sich die Stadt Wien bereits frühzeitig 400.000 Impf-Dosen reserviert hat, bestätigt König: "Ja stimmt. Ein Unikum. Das hat es in der Form noch nie gegeben..." Die Apotheken in Tirol haben bis Redaktions-Schluss noch kaum Impfstoff bekommen. Auch sie haben aber bereits vor Monaten ihre Impfstoffe bestellt. "Es wird heuer keine Apotheke in Österreich die Menge bekommen, die sie bestellt hat", denkt König.

Situation in Tirol

Dazu LR DI Bernhard Tilg (ÖVP): "Das Gesundheitsministerium hat Tirol 40.000 Grippe-Impfdosen in Aussicht gestellt. Davon sind 30.000 Dosen für das kostenlose Kinder-Impfprogramm und rund 9.000 Dosen für die Impfung von Personen in den Tiroler Wohn- und Pflegeheimen (als Gratis-Impfung, Anm.). Weitere 40.000 Dosen sollen in Tirols Apotheken zur Verfügung stehen."

Ziel des Landes sei es, 150.000 Impf-Dosen zur Verfügung zu haben. Die Bundes-Beschaffungsagentur wurde dafür um Unterstützung ersucht...


ROFAN-KURIER - Unabhängige Regionalzeitung im Tiroler Unterland © 2024

Suche

Startseite