"Kontrolle nicht mehr möglich": Mainusch tritt zurück!
LA Bgm. Mag. Dominik Mainusch (ÖVP) meldet kürzlich "rechtliche und moralische" Bedenken zu Vorgängen in der Zillertal-Bahn an und tritt deshalb als Aufsichtsrat zurück. NR Franz Hörl (ÖVP), Aufsichtsrats-Vorsitzender nimmt im ROFAN-KURIER umfangreich Stellung.
TIROL/ZILLERTAL Seit 2019 nannte sich der ehemalige Vorstand der Zillertal-Bahn, Helmut Schreiner, "Doktor". Wie sich im Juni 2023 herausstellte, hatte er seine Dissertation an der Uni Innsbruck zwar begonnen, aber nie abgeschlossen. Den Doktor-Titel rechtfertigte man in der Folge mit einer anderen Dissertation, die 2023 bei der Universiät Riga (Lettland) eingereicht worden war. Doch diese Doktor-Arbeit entpuppte sich im Nachhinein als Plagiat. Schreiner ist jedoch Diplom-Ingenieur (DI), von der Zillertal-Bahn wurde ihm "sehr gute Arbeit" attestiert.
Bereits 2023 Streit im Aufsichts-Rat der Zillertal-Bahn
All dies ist längst bekannt, wurde umfangreich berichtet... doch für die Vorgeschichte von Mainuschs Rücktritt durchaus von Bedeutung. Bereits 2023, im Zuge von Schreiners Ausscheiden aus der Zillertal- und Achensee-Bahn, krachte es offenbar im Aufsichtsrat: Es ging damals um etliche Tausend EURO Spesen, die Ex-Vorstand Schreiner der Zillertal-Bahn verrechnet und teilweise ausbezahlt bekommen hatte. Aufsichtsrats-Obmann-Stv. LA Mag. Dominik Mainusch (ÖVP) verlangte damals die Rückforderung eines Gutteils dieser Spesen: "Diese waren für mich teilweise nicht gerechtfertigt und nicht alle nachvollziehbar", erklärt Mainusch gegenüber dem ROFAN-KURIER. Doch der AR-Obmann, NR Franz Hörl (ÖVP) hätte hier gebremst. Mainusch hätte "auf den Tisch hauen" müssen, damit hier etwas weitergeht."„Man hat sich der Fehler-Analyse verweigert. Das ist für mich bedenklich", sagt Mainusch. Und: Man habe sogar versucht, ihn einzuschüchtern und ihn angeschrien... Dazu NR Franz Hörl: "Ja. Es hat Ungereimtheiten bei der Spesen-Abrechnung gegeben und wir haben dann im Aufsichtsrat beschlossen, dem nachzugehen. Mainusch will sich in der Öffentlichkeit als der Hardliner und als Law- and Order-Mann darstellen. Aber in einem Betrieb geht es nicht um Rache, sondern um wirtschaftliche Sachlichkeit. Die Zillertalbahn hat nichts davon, wenn man z.B. 80.000,- EURO verprozessiert und 30.000,- EURO zurückbekommt. Man kann nicht in alle Fälle ungeprüft reinspringen. Und darum ging es mir damals. Das ich das nicht aufklären wollte, stimmt sicher nicht..."
Zillertal-Bahn versäumt Sicherheits-Überprüfung nach §19a
Damit nicht genug: Laut Mainusch hatte man bei der Zillertal-Bahn 2023 auch die Sicherheits-Überprüfung nach §19a, Eisenbahn-Gesetz, versäumt. Um diese nachzureichen, sei laut Mainusch "husch-pfusch ausgerechnet Ex-Vorstand Helmut Schreiner beauftragt worden." Ex-Aufsichtsrat Mainusch weiter: "Schreiner hat für die Zillertal-Bahn dann nach §19a ein Sicherheits-Gutachten geschrieben. Schreiner maßt sich hier eine Tätigkeit an, die ihm nicht zusteht. Die Eisenbahn-Behörde hat uns das Gutachten zurückgeschmissen – mit dem Hinweis, dass Schreiner nicht befugt ist und dass das Gutachten inhaltlich nicht ausreichend ist. Ich habe in der Folge versucht, diese Umstände im Aufsichtsrat aufzuarbeiten und zu erfahren, wie es überhaupt dazu kommen konnte! Da der Aufsichtsrats-Vorsitzende (NR Franz Hörl, Anmerkung) aber wiederholt den Aufklärungs-Versuchen mit Einschüchterungs-Methoden begenete ist aus meiner Sicht eine seriöse Aufsichtsrats-Arbeit unmöglich. Es fehlt hier einerseits der Wille, Fehler zu analysieren und zu fragen: Wie konnte es zu diesem Fehler kommen – und andererseits vermisse ich den Willen, strukturelle Änderungen umzusetzen, damit derartige Fehler in Zukunft nicht mehr passieren! Ich hege bezüglich der Vorgänge im Unternehmen Zillertal-Bahn große rechtliche und moralische Bedenken!" lässt Mainusch aufhorchen.
Zillertal-Bahn reicht Prüfung voraussichtlich im Mai nach
NR Franz Hörl sieht das durchaus anders: "Helmut Schreiner war in der offiziellen Gutachter-Liste für diese §19a-Prüfung eingetragen und hat dieses Gutachten ja auch bereits 2018 für die Zillertal-Bahn gemacht... Ja, im Zuge der Diskussionen 2023 hat man den Termin für die Abgabe übersehen. Die Geschäftsleitung hat dann – wohlgemerkt OHNE mein Wissen – Schreiner abermals beauftragt. Da er noch bis Juni 2023 im Unternehmen beschäftigt war, hat uns das keinen Cent gekostet! Es ist dem Unternehmen daraus kein Schaden entstanden. Die Zillertal-Bahn hat dann am 15. April 2024 um 8.50 Uhr das Gesamt-Gutachten bei der Behörde eingereicht. Dort hat man "Schreiner" gelesen und gleich Bedenken angemeldet. Die Betriebsleitung hat zwei Stunden später, auch am 15. April 2024, daher das Gutachten zurückgezogen und den TÜV beauftragt. Und das kostet die Bahn jetzt 50.000,- EURO... Es wurde eine Nachfrist zugestanden."
LA Mainusch sagt gegenüber dem ROFAN-KURIER, man hätte mehrfach versucht, ihn als Aufsichtsrat einzuschüchtern. Dazu sagt NR Franz Hörl: "Ha! Also wenn es mir gelingen würde, den Dominik einzuschüchtern, dann wäre ich wirklich gut! Ich glaube nicht, dass man den Dominik mit seiner Selbstwahrnehmung so leicht einschüchtern kann..."
Mainusch: "Kontrolle so nicht möglich – daher Rücktritt"
"Grundsätzlich war das Vorgehen des Aufsichts-Rates der Zillertal-Bahn schon bei der Aufarbeitung der Spesenabrechnungen 2023 bedenklich. Es herrscht hier eine mangelhafte Fehler-Kultur. Der Aufsichtsrat ist dazu da, um Kontrolle auszuüben. Das ist hier aus meiner Sicht nicht mehr möglich. Ich konnte das mit meiner Verantwortung als Aufsichtsrat nicht weiter vereinbaren. Daher habe ich mich dazu entschieden, dieses Amt zurückzulegen."