Greenpeace-Mitarbeiter haben im Rahmen ihrer Messungen in Tschernobyl auch Mitglieder des ukrainischen Militärs auf radioaktive Kontamination untersucht.Jeremy Sutton-Hibbert/Greenpaece

Messungen in Tschernobyl: Vierfache Strahlung

Greenpeace-Messungen in Tschernobyl haben ergeben, dass die Radioaktivität die Grenzwerte um das Vierfache überschreitet. Die Werte sind dreimal so hoch, wie die Messungen der Internationalen Atombehörde. Stellvertretender Direktor der IAEO ist Mikhail Chudakov, jahrelanger Mitarbeiter von "Rossatom".

INTERNATIONAL Ein Team von Atomexperten der Umweltorganisation Greenpeace hat mit Genehmigung der ukrainischen Regierung kürzlich eine verlassene russische Stellung in Tschernobyl auf radioaktive Strahlung untersucht. Es zeigte sich: Die Radioaktivitäts-Werte überschreiten den internationalen Grenzwert für Atommüll um das Vierfache! Die Werte sind damit mindestens dreimal so hoch wie die Schätzungen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) vom April 2022. Damals versicherte die IAEO, dass die Strahlungswerte "normal" seien und kein größeres Problem für Umwelt oder die öffentliche Sicherheit darstellen. Die Resultate von Greenpeace zeigen, dass durch die russischen Aktivitäten, wie das Ausheben von Schützengräben, in dem Gebiet radioaktive Erde freigelegt wurde und eine schwere Strahlenbelastung verursacht wurde.

Russisches Atom-Komplott?

Die unabhängige Untersuchung der Region um das Atomkraftwerk in Tschernobyl zeigt, dass die Aussagen der IAEO zu hinterfragen sind. "Der IAEO fehlt es an Objektivität. Sie schätzt die Risiken der Atomkraft nicht unabhängig ein", sagt Thomas Breuer, Atomexperte von Greenpeace Deutschland. Stellvertretender Direktor der IAEO ist Mikhail Chudakov, ein jahrelanger Mitarbeiter des russischen Atomkonzerns "Rossatom". "Damit die Behörde glaubwürdig auf die vielfältigen Gefahren der Atomenergie reagieren kann, muss sie künftig von einer Agentur zur Verbreitung von Atomkraft zu einer Überwachungsbehörde umgebaut werden. Die Expertise und Experten dazu hat sie auf jeden Fall", sagt Breuer.

"Atom-Energie ist NICHT grün!"

Die Einstufung von Atomenergie als "grüne Energie" kritisiert Greenpeace vor dem Hintergrund der Ergebnisse auf das Schärfste: "Die Aufnahme von Atomenergie in die EU-Taxonomie ist ein großer Fehler. Atomenergie ist gefährlich, teuer und treibt die Länder, die Atomstrom nutzen, in die Abhängigkeit von kriegstreibenden Regimen wie Putins Russland. Zudem brauchen AKW Jahrzehnte im Ausbau. Dafür haben wir in der eskalierenden Klimakrise keine Zeit", sagt Jasmin Duregger, Klima- und Energie-Expertin bei Greenpeace in Österreich.


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