Leitgeb: "Würden 100 Kinder aus Moria aufnehmen!
In der Reihe der Polit-Interviews hat der ROFAN-KURIER diesmal einen der beiden NEOS-Landtags-Abgeordneten in Tirol, Andreas Leitgeb, zum Gespräch gebeten.
TIROL Andreas Leitgeb kümmert sich bei den Tiroler NEOS unter anderem um die Themen Finanzen, Verkehr, Transparenz, Ehrenamt und Wohnen. Er ist gebürtiger Innsbrucker, verheiratet, hat drei Kinder und drei Enkelkinder. Der gelernte KFZ-Mechaniker und Polizeibeamte ist seit 2018 für NEOS im Landtag.
ROFAN-KURIER: "Was denkst du: Wie viele Leute wissen eigentlich, was 'NEOS' heißt?"
LA Andreas LEITGEB: "NEOS steht für 'Das Neue Österreich‘. Ob und wie viele Leute das wissen, ist für uns irrelevant, denn es geht jedenfalls nicht um die Buchstaben in unserem Namen, sondern darum, wofür NEOS inhaltlich steht: Wir glauben an den Aufstieg durch Bildung und Leistung, nicht durch Verwandtschaft oder Bekanntschaft. Unsere Politik bringt Chancen für alle, anstatt Privilegien für wenige. Wir wollen eine offene Gesellschaft, in der wir einen wertschätzenden Umgang miteinander pflegen."
ROKU: "Warum findet man auf der Seite von NEOS weder auf Bundes- noch auf Landes-Ebene ein Partei-Programm?"
LEITGEB: "Das Programm ist seit jeher transparent und für alle zugänglich: Das Bundesprogramm findet man mit einem Klick auf der Homepage https://www.neos.eu/programm. Unsere Ideen für Tirol sind ebenfalls auf der Homepage leicht zu finden: https://tirol.neos.eu/unsere-ideen-fuer-tirol"
ROKU: "Wofür stehen die NEOS in Tirol? Bitte drei konkrete Punkte – keine allgemeinen Aussagen wie 'Weltfrieden' oder 'weniger Armut'…"
LEITGEB: "In Tirol sind wir die konstruktive, kritische und fordernde Opposition. Die Bevölkerung erwartet sich zu Recht eine transparente und anständige Politik. Wir setzen uns für eine neue Politik ohne Steuergeldverschwendung, Bürokratie und Filz, dafür mit mehr Anstand, Transparenz und Kontrolle ein. Wir brauchen vor allem jetzt einen mutigen Neustart mit Blick nach vorne und mutige Konzepte, die wir liefern: Etwa in der Verkehrsfrage, im Tourismus, in der Bildung oder auch was den europäischen gemeinsamen Gedanken betrifft."
NEOS in Tirol "konstruktive, kritische und fordernde Opposition"
ROKU: "Matthias Strolz war zum Beispiel für die Legalisierung von Drogen. Ist das für dich OK – und gibt es diese Forderung von NEOS noch?"
LEITGEB: "Diese Behauptung ist nicht richtig. NEOS hat sich immer für die Entkriminalisierung von Cannabis ausgesprochen – und das tun wir auch heute noch. Wir fordern die Herausnahme von Cannabis aus dem Suchtmittelgesetz. Cannabis soll jedoch nur in einem konzessionierten System (etwa in Apotheken, Anm.) erhältlich sein."
ROKU: "Hans-Peter Haselsteiner gilt als der größte Unterstützer der NEOS. Hat er eine Funktion bei NEOS?"
LEITGEB: "Nein, er ist einfaches Mitglied."
ROKU: "Stichwort 'Brenner Basistunnel' ... was sagst du zum Projekt?"
LEITGEB: "Der Brenner Basistunnel (BBT, Anm.) ist das größte europäische Eisenbahnprojekt – für das Transit-geplagte Tirol ein Hoffnungsschimmer und muss zur Erfolgsgeschichte werden! Im Moment beschäftigen uns jedoch nicht nur die fehlenden Zulaufstrecken auf bayrischer Seite, die das Projekt gefährden, sondern vor allem auch die intransparente Unternehmenspolitik der Tunnelgesellschaft: Wir stehen vor langjährigen Verzögerungen, zu erwartenden Kostenexplosionen, Prozessen rund um Baulose, ausstehende Ausschreibungen und Schuldzuweisungen. Sowohl die BBT-Vertreter selbst, als auch die Landesregierung üben sich jedoch in Schweigen – für uns NEOS absolut unverständlich und inakzeptabel, denn dieses milliardenschwere Projekt wird zu 100 Prozent von der öffentlichen Hand finanziert und eben diese Öffentlichkeit hat ein Recht darauf zu erfahren, wie der aktuelle Stand ist!"
Leitgeb: "Es braucht funktionierendes Wolfsmanagement!"
ROKU: "Stichwort 'Wölfe'. Abknallen oder schützen?"
LEITGEB: "Der Wolf hat Tirol als Heimat wiederentdeckt und polarisiert in der Gesellschaft. Die Meldungen verunsichern und erzeugen Angst. Wir wollen ein konfliktfreies Zusammenleben mit dem Wolf, bei dem der Schutz der heimischen Nutz- und Wildtiere sowie die Tiroler Almwirtschaft im Vordergrund steht. Die Lösung kann nur ein, idealerweise auf europäischer Ebene funktionierendes Wolfsmanagement, die Senkung des Schutzstatus aber und vor allem auch ein sachlicher, unvoreingenommener Dialog zwischen Politik, Betroffenen und Bevölkerung sein. Das haben wir noch vor dem Sommer gefordert, schwarz-grün hat das Thema hinausgezögert und über Monate verschleppt! Die Folge waren verfrühte Almabtriebe verzweifelter Schafbauern."
ROKU: "Stichwort Asylwerber: Noch mehr nach Tirol holen – oder ist es genug?"
LEITGEB: "Hier muss man differenzieren und man kann auch nicht mit konkreten Zahlen antworten – gerade in diesen Tagen sehen wir das anhand der Diskussion um die Elendslager in Griechenland. 100 besonders notleidende Kinder aus Moria aufzunehmen, ist eine Frage der Menschlichkeit."
ROKU: "Was ist dir persönlich besonders wichtig?"
LEITGEB: "Transparenz, Transparenz, Transparenz — Klientel- und Machtpolitik müssen in Tirol ein Ende haben."
ROKU: „Vielen Dank für das Gespräch!"