Am östlichen Ende des geplanten Retentions-Beckens, bereits auf Kundler Gemeindegebiet wurde dieser symbolische Staudamm aufgestellt.Josef Auer jun.

Hochwasserschutz: Radfeld zerpflückt Studie

Radfeld kämpft gegen die Zwangs-Eingliederung in den Wasserverband "Hochwasserschutz Unteres Unterinntal" und setzt dabei weiterhin auf die Alpine Retention. Die Blöschl-Studie, die besagt das diese nichts bringt, wird von einem Experten der Gemeinde Radfeld "zerpflückt". Laut Land ist die Blöschl-Studie "in der Fachwelt anerkannt".

RADFELD (mk)a Es soll einiges an der Studie zur Alpinen Retention von Univ. Prof. DI Dr. Günter Blöschl nicht stimmen – zu diesem Ergebnis kommt mit Univ. Prof. DI Dr. Bernhard Pelikan ein zertifizierter Sachverständiger. "Und dieses 'Nicht stimmen' liegt eindeutig an den vorgegebenen Randbedingungen und nicht an der hydraulischen, hydrologischen und statistischen Bearbeitung", heißt es in der, von Radfelds Bürgermeister Mag. Josef Auer (ZUKUNFT FÜR RADFELD) in Auftrag gegebenen Stellungnahme.

"Pelikan hat [...] die Rahmenbedingungen, die das Land vorgegeben hat, eigentlich vernichtet", erklärt Auer bei der Gemeinderats-Sitzung Mitte Oktober. Die Rahmenbedingungen der Blöschl-Studie sollen also falsch sein. Eine "Alibi-Studie", laut Auer: "Mit solchen Vorgaben, dass das, vom Land offensichtlich gewünschte Ergebnis 'Alpiner Wasserrückhalt nützt nichts!' herauskommt", erklärt er.

Auer wird nicht müde zu betonen, dass auch Radfeld für einen Hochwasserschutz ist. "Wir müssen den Hochwasserschutz kombinieren mit einer zukunftsfähigen, klimafreundlichen und wirtschaftlich tragbaren Energiegewinnung und Speicherung aus erneuerbarer Wasserkraft. Dazu muss die Landespolitik die notwendige Gesetzesgrundlage schaffen. Dafür sind sie gewählt worden", fordert er.

Wasserkraft for Future

Gewählt wurde auch der Radfelder Gemeinderat – und dieser sieht es laut dem Bürgermeister als Verpflichtung "sich gegen die Maßnahmen, die den Interessen der Gemeinde großen Schaden zufügen werden, zu wehren", schreibt Auer. Dass Radfeld den bisher eingeschlagenen Weg weitergehen wird, wurde auch bei der Gemeinderats-Sitzung am Donnerstag, 15 Oktober bestätigt. Bei der Sitzung brachte er den aktuellen Stand der Zwangsverpflichtung im Hochwasserschutz-Verband vor.

Die Beeinspruchung liege beim Landesverwaltungsgericht (LVWG) in Innsbruck. Konkreten Termin für die Verhandlung gibt es allerdings noch keinen. "Bei der Verhandlung werde ich 'mit Blut' vorgehen", verspricht Bürgermeister Auer.

Blöschl-Studie "in der Fachwelt anerkannt"

Der ROFAN-KURIER hat das Land Tirol mit den Kritikpunkten von Bgm. Auer konfrontiert. Zur Blöschl-Studie bittet das Land Tirol "um Verständnis, dass dazu aufgrund des anhängigen Verfahrens beim Landesverwaltungs-Gericht derzeit keine weiteren Aussagen getroffen werden können. Die Studie Alpine Retention der Technischen Universität Wien ist in der Fachwelt (Blöschl-Studie, Anm.) jedenfalls höchst anerkannt", heißt es aus dem Büro von LH-Stv. ÖR Josef Geisler (ÖVP). In Auftrag gegeben wurde diese Studie vom Land Tirol und der Wildbach- und Lawinenverbauung.

Auch bezugnehmend auf das  Thema Speicherkraftwerke hat das Land geantwortet: "Es steht außer Zweifel, dass Speicherkraftwerke eine Wirkung auf den Hochwasserschutz haben können. Allerdings erst dann, wenn sie in Betrieb sind. Und auch für Speicherkraftwerke gilt: je weiter entfernt, desto geringer die Wirkung auf den Hochwasserabfluss."

Wie geht es nun weiter?

Als nächstes kommt das Thema "Zwangseingliederung der Gemeinde Radfeld" also vor den Landesverwaltungsgerichtshof. Sollte Radfeld hier verlieren wurde von Bgm. Auer bereits angekündigt, dass er "bis zur obersten Instanz" gehen wird. Erst wenn Radfeld in den Wasserverband Hochwasserschutz Unteres Unterinntal eingegliedert wird, kann dieser die Arbeit aufnehmen.

Der Wasserverband ist Auftraggeber, Bauherr und in weiterer Folge auch für die Instandhaltung der Schutzbauten verantwortlich. "Das ist in ganz Österreich so, wenn der Hochwasserschutz nur gemeindeübergreifend möglich ist. Ohne handlungsfähigen Wasserverband steht das ganze Projekt", heißt es seitens des Landes.

Währenddessen ist der zweite Abschnitt des Hochwasserschutzes, das Mittlere Unterinntal, auf Schiene. Mit Münster trat im September die letzte der 13 Gemeinden bei – mit nur einer Stimme mehr bei der Abstimmung im Gemeinderat.


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