Wohin fährt die Zillertal-Bahn: In eine ungewisse Wasserstoff-Zukunft? LA Bgm. Mag. Dominik Mainusch (ÖVP) ist skeptisch.

Mainusch: "Geht nicht nur um den Antrieb!"

Im Bezirk müsse man die Mobilität größer denken, sagt LA Bgm. Mag. Mainusch (ÖVP). Vom Wasserstoff-Antrieb für die Zillertal-Bahn ist er nicht überzeugt, wichtige weitere Entscheidungen und Weichenstellungen sieht er vernachlässigt. Er fordert mehr Tempo in der Politik.

SCHWAZ/ZILLERTAL Der ROKU hat LA Mainusch zum Thema interviewt.

ROKU: "Was ist neben dem Antrieb noch wichtig?"
MAINUSCH: "Es geht bei uns im Bezirk nicht nur um die Zillertal-Bahn oder um deren Antrieb: Wir brauchen ausreichend Parkplätze bei den Bahnhöfen. Bei uns will man mit dem Auto zur Zug-Haltestelle. Sonst nutzt man die Bahn nicht. Und der Takt muss rauf! Niemand soll zur Hauptverkehrs-Zeit Fahrplan lesen müssen: Man muss wissen: Alle 15 oder 20 Minuten kommt ein Zug."

ROKU: "'Mehr Parkplätze' freut aber nicht alle Parteien."
MAINUSCH: "Ich weiß... SPÖ und GRÜNE wollen das nicht. Aber Realitäts-Verweigerung ändert nichts an der Wahrheit."

ROKU: "Was würde das Wasserstoff-Projekt für die Zillertal-Bahn kosten?"
MAINUSCH: "Ganz sicher weiß man das nicht. Aber wir sprechen von etwa 100 Millionen EURO Steuergeld für die Züge und dann 9,– EURO pro Kilogramm Wasserstoff. Aber das ist eine Milchmädchen-Rechnung: Der Verbund würde die Anlage bauen und wäre fein raus. Die 9,– EURO sind eine Schätzung, die Abschreibung der Anlage schon eingerechnet. Der Strompreis ist aber eine flexible Größe! Wenn der steigt, sind wir wieder ausgeliefert. Wir tragen das Risiko."

ROKU: "Macht Wasserstoff nicht nur dort Sinn, wo man eigenen, überschüssigen Strom zur Erzeugung hat?"
MAINUSCH: "Das ist gut auf den Punkt gebracht: Mit Überschüssen aus Wind- oder Sonnenstrom oder auch aus Laufkraftwerken könnte man sehr gut Wasserstoff erzeugen. Wenn der Strom einem selber gehört. Das ist hier aber nicht der Fall!"

ROKU: "Warum baut man keine Oberleitung mit E-Triebwagen?"
MAINUSCH: "Das ist für uns keine Option. Einerseits wegen dem Talbild und andererseits, weil der Bau sehr lange dauern würde..."

Eine Zillertalbahn mit Akkus wäre LA Dominik Mainusch am liebsten: Sofort umsetzbar, keine teure Infrastruktur und relativ problemlos aufzurüsten, wenn bessere Akkus kommen...

ROKU: "Wenn man möchte, dass mehr Güter und mehr Gäste mit der Bahn ins Tal kommen, müsste man doch das "dritte Gleis" bauen? Sprich... eine Möglichkeit schaffen, dass die Güter- und Personenzüge mit Normal-Spurbreite direkt ins Zillertal durchfahren können?"
MAINUSCH: "Das stimmt. Man sagt uns aber, dass wir im hinteren Bereich des Tales dafür zu enge Kurven haben."

ROKU: "Du bist von der Wasserstoff-Lösung nicht überzeugt. Was bevorzugst Du?"
MAINUSCH: "Mir scheint die Akku-Variante am sinnvollsten: Man kann Elektro-Triebwägen verwenden, die mit Akku angetrieben werden. Wenn die Akku-Technik besser wird, kann man den Akku sogar tauschen! Die Wasserstoff-Technik ist 150 Jahre alt – und hat sich bis heute nicht durchgesetzt..."

ROKU: "Spricht die Datenlage auch dafür?"
MAINUSCH: "Das ist es ja, was ich kritisiere: Die Datenlage ist viel zu dünn für eine Entscheidung, mit der Generationen leben müssen! Wenn wir Wasserstoff nehmen, gibt es lange Zeit kein Zurück! Bei der Akku-Variante wären die Investitionen billiger und man könnte das System jederzeit relativ problemlos ändern oder verbessern. Es braucht keine großen Fertigungs-Anlagen! ABER: Ich möchte, dass die Varianten emotionslos und auf Basis der Daten und Fakten geprüft werden und dann entschieden wird. Und zwar zügig."

ROKU: "Wann können die Bürger mit einer Entscheidung rechnen?"
MAINUSCH: "Der Landeshauptmann hat ja die Technische Universität Graz mit einer Prüfung beauftragt. Wir sollten die Ergebnisse vor Weihnachten haben. Dann sollte auch die entsprechende Entscheidung getroffen werden. Wichtig ist: Wir brauchen eine rasche Umsetzung! Damit scheidet die Variante "Oberleitung" aber aus..."

ROKU: "Wo siehst du die größten Risiken und Probleme einer Wasserstoff-Bahn?"
MAINUSCH: "Es gibt eine deutsche Studie, die das für eine Wasserstoff-Bahn in Deutschland etwa so zusammenfasst: Schlechter Wirkungsgrad, hohe Kosten, ungewisse Betriebskosten und schnelle Abnutzung der Brennstoff-Zellen. Alles in allem ein zu großes Risiko für das Geld unserer Steuerzahler..."

ROKU: "Danke für das Gespräch, wir werden weiter berichten..."


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