Hintergründe zum Halbleiter-Engpass
Dass es bei Halbleitern (Computer-Chips) in den letzten Monaten zu massiven Engpässen kam, ist weithin bekannt. Aber was waren die Hintergründe? Die weltgrößten Hersteller sitzen in den USA, in Südkorea und ... in Taiwan.
INTERNATIONAL/TAIWAN Noch immer wird Taiwan die internationale Anerkennung als Staat verwehrt. Dabei waren es die kommunistischen Rebellen, die einst die legitime Regierung aus Festland-China vertrieben haben. Die ehemalige Führung rief daraufhin 1912 auf der Insel Taiwan die "Republik China" aus. Was hat das nun mit dem Halbleiter-Mangel der Welt zu tun? Nun... offenbar einiges: China hatte zwar selbst einen Impfstoff entwickelt. Um jedoch rasch große Teile der riesigen Bevölkerung durchimpfen zu können, hat man auch mit anderen Impfstoff-Herstellern Lieferverträge in Milliarden-Höhe abgeschlossen. Laut taiwanesischen Medizinern gab es jedoch eine Bedingung Chinas: Weil Taiwan aus seiner Sicht und mangels internationaler Anerkennung noch immer Teil der Volksrepublik China ist, sollten die Hersteller keine Impfstoffe direkt an Taiwan liefern.
Kein Liefervertrag für Taiwan!
In Taiwan begann sich in der Folge (auf niedrigem Niveau) das Virus ebenfalls zu verbreiten. Die Regierung in Taiwan hat sich daher seit Monaten um Lieferverträge mit den Impfstoff-Herstellern bemüht. Diese verwiesen aber auf die chinesischen Partner: Taiwan hätte ein in China in Lizenz produziertes BioNTech-Vakzin erhalten sollen, über eine chinesische Firma. Ein direkter Liefervertrag wurde abgelehnt.
Taiwan – Halbleiter-Weltmacht
Was also sollte Taiwan tun...? Dass Taiwan in den letzten Jahrzehnten zu einer der führenden High-Tech-Nationen der Welt aufgestiegen ist, weiß man. Weniger bekannt ist, dass Taiwan neben den USA und Südkorea einer der drei größten Exporteure für Computer-Chips (Halbleiter) weltweit ist. Die Firma TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing) ist sogar der größte Auftrags-Fertiger von Chips und Wafern (Wafer sind Grundplatten für elektronische Halbleiter) weltweit! Taiwan will etwas, das andere haben. Und es produziert etwas, das alle anderen brauchen. Es ging in seiner Not einen Weg, der teils für den Halbleiter-Rückstand weltweit mitverantwortlich ist.
"Keine Halbleiter mehr"
Wie Quellen vor Ort berichten, hieß es aus Taiwan daher: "Wir können leider ohne Impfstoff die Halbleiter-Aufträge nicht mehr erfüllen." Wenn einer der drei größten Lieferanten für Halbleiter die Produktion drosselt, schlägt das Wellen auf der ganzen Welt, was auch Europa noch immer deutlich bemerkt. Nachdem sich die Industrie-Nationen der Situation bewusst wurden, hat man nun einen geopolitschen Drahtseil-Akt vollführt: Die taiwanesischen Tech-Konzerne TSMC und FOXCONN haben direkt Verträge mit BioNTech abgeschlossen: Sie kauften zehn Millionen Impfdosen aus deutscher Produktion, die nun als Geschenk an Taiwans Bevölkerung gehen. So kann man Chinas Wunsch, die Regierung in Taiwan nicht direkt zu beliefern, erfüllen. Wenig später haben nun auch die USA und Japan zugesagt, dem Land jeweils weitere fünf Millionen Impfdosen zu liefern.
Entwicklung brandaktuell
Der Impfstoff-Kauf durch die Konzerne sowie die Zusagen aus Japan und den USA sind eine aktuelle Entwicklung Ende Juli. Auch aus Europa erhielt Taiwan bereits Zusagen für Impfstoffe. Berichte deutscher Medien bestätigen diese Entwicklung. Allerdings ohne Hinweis auf eine Verbindung zur weltweiten Halbleiter-Krise. Diese Information erhielt der ROFAN-KURIER von einem Mediziner aus Taiwan.