Im Bild: Sebastian Kolland ist Bundesrat für Tirol und Bezirks-Parteiobmann der ÖVP in Kufstein.Fischler

BR Sebastian Kolland (ÖVP) im ROKU-Interview

In der Reihe der Polit-Interviews hat der ROFAN-KURIER diesmal ÖVP-Bundesrat und Bezirks-Parteiobmann Sebastian Kolland vom AAB zu Tisch gebeten.

TIROL Sebastian Kolland ist Baujahr 1983, lebt mit seiner Familie in Ebbs und hat eine Tochter (zwei Jahre). Kolland absolvierte das Unterstufen-Gymnasium in Kufstein und die HTL Jenbach. Nach der Matura 2002 begann er das Studium für Bauingenieurwesen, das er 2011 zur „Halbzeit“ als Bachelor (BA) beendete. Nach Funktionen für die Bezirks-Partei Kufstein, die auch sein Brotberuf waren, arbeitete er 2008 bis 2011 als parlamentarischer Mitarbeiter für die ÖVP. 2014 wurde er Presse-Sprecher der ÖVP Tirol und 2016 Vizebürgermeister in Ebbs. Im Oktober 2020 löste er Klara Neurauter als Bundesrat für Tirol ab und heuer folgte er Bgm. Ing. Alois Margreiter als VP-Bezirks-Parteiobmann.

ROKU: "Die Fußstapfen von Alois Margreiter sind groß. Was möchtest Du gleich, was anders oder besser machen?"
KOLLAND: "Lois hat nie um den heißen Brei herumgeredet. Gerade und direkt … das ist sein Weg. Da möchte ich ihm nacheifern. Auch wenn es manchmal unerfreulich sein mag, ist das meiner Meinung nach wichtig. Vieles möchte ich gleich machen. Aber jede Generation hat natürlich ihren eigenen Stil. Manche Dinge werde ich vielleicht ein wenig breiter angehen, heißt: Mehr Leute einbinden."

ROKU: "Bezirks-Parteiobmann: Wie muss man sich das vorstellen: Kannst du anderen Parteimitgliedern Anweisungen geben, oder ist die Funktion eher repräsentativ, verwaltend?"
KOLLAND: "Es ist ganz viel Organisations-Arbeit und auch sehr viel Gespräch dabei. Ich rede viel mit Bürgermeistern, Funktionären… Ich rufe viele Leute an, frage, wo man unterstützen kann. Die Gemeinderatswahl hat für uns einen ganz hohen Stellenwert. Bezüglich Anweisungen an andere, höherrangige ÖVPler… (lacht) … da können wir uns alles ausreden."

ROKU: "Wie bist Du eigentlich so jung zur Partei-Arbeit gekommen?"
KOLLAND: "Eigentlich durch den Ebbser Bürgermeister Sepp Ritzer. Er ist – wie ich – Musikant. Beim Musik-Ausflug 2000 haben wir viel gesprochen. Ich war 17 und bin zufällig neben ihm gegangen und wir haben viel über Politik gesprochen. Da hat er mich – damals noch nicht Bürgermeister – angesprochen und in die Fraktion geholt. Damals habe ich dann auch die JVP im Ort gegründet und wurde später JVP-Bezirksobmann."

ROKU: "Du hast ja bald nach der Matura mit der Partei-Arbeit begonnen. Von der Schule zum Berufspolitiker. Empfindest Du es als Nachteil, dass du als "Berufspolitiker" nie in der Privatwirtschaft gearbeitet hast?"
KOLLAND: "Diese Frage habe ich mir oft gestellt. Aber Politik ist ein Geschäft, dass man lernen muss. Wer erfolgreicher Unternehmer ist, muss nicht auch ein guter Politiker sein… Politische Prozesse sind oft viel komplizierter, als sie von außen aussehen. Wichtig ist: Wenn man schon so lange dabei ist, wie ich, muss man auch ganz bewusst mit ganz vielen Leuten reden. Auch außerhalb des poltischen Umfelds..."

ROKU: "Nennt Dich, Sebastian, eigentlich jemand "Basti"?"
KOLLAND (lacht): "Nein… eigentlich nicht! Bisher noch nie..."

ROKU: "Du hast den Sitz im Bundesrat aktuell von Klara Neurtauer, der ehemaligen Büroleiterin von LH Herwig van Staa. Siehst Du Deine politische Zukunft eher in Wien (Nationalrat, Bundesrat) oder in Tirol (Landtag). Als Bezirks-Parteiobmann bist du ja auf der Wahl-Liste ganz vorne..."
KOLLAND: "Also den Spitzenkandidaten im Bezirk wählt die Bezirks-Parteileitung. Da sind Vertreter aller Bünde dabei, etwa 50, 60 Leute… Ich habe also keinen Fix-Startplatz. Aber ich sehe mich selber eher in Tirol, als in Wien. Ich konnte mir ja alle Ebenen anschauen: Die Lokal-, die Bezirks- und die Landesebene und jetzt ein wenig auch die Bundesebene. Als jemand, der von der kommunalen und regionalen Ebene kommt, liegt mein Fokus eher in diesem Bereich."

Bundesrat Sebatian Kolland im ROFAN-KURIER-Interview. © Fischler

ROKU: "Tirol und das Transit-Problem: Was macht ihr da?"
KOLLAND: "Mit den Blockabfertigungen sind wir an der Grenze des europäischen Rechts. Aber ich glaube, für den Schutz der Bevölkerung könnte man auch über diese Grenze gehen! Markus Färber von der CSU sagt immer, wir bevorzugen die heimischen Frächter! Aber wie? Er bleibt den Nachweis schuldig! Bayern und Deutschland haben das 10-Punkte Programm von Berlin 2019 nie erfüllt. Wir schon, Österreich und Tirol haben die Punkte alle erfüllt. Argumentiert wird hier immer mit dem freien Warenverkehr. Aber freier Warenverkehr kann nur laufen, wenn das nicht zu Lasten einer einzelnen Bevölkerungsgruppe geht!"

ROKU: "Stichwort Diesel-Privileg: Abschaffen oder nicht?"
KOLLAND: "Diesel ist bei uns billiger… Aber in Italien gibt es z.B. ein Diesel-Rückvergütungs-Programm für die italienischen Frächter, die dann im Endeffekt auch weniger zahlen. Anheben des Diesel-Preises – über das Maß der Steuer-Reform von 2022 – wäre eine Massesteuer, die alle trifft. Damit habe ich schon ein Problem..."

ROKU: "Warum stellt die Politik die Preis-Aufschläge auf Treibstoff auf der Autobahn nicht endlich ab? Dann würde zumindest der LKW-Umwegverkehr eingestellt."
KOLLAND: "Die ASFINAG argumentiert, dass sie diese Zusatz-Einnahmen braucht, weil man damit Infrastruktur querfinanziert. Hier vermisse ich aber deutlich die Gesprächsbereitschaft der zuständigen Ministerin Gewessler (GRÜNE). Bezüglich der LKW-Tankstellen argumentiert man dann mit Wertschöpfung… das läuft aber vollautomatisch. Dieses Argument geht eigentlich mangels Kommunalsteuer und mangels Arbeitsplätzen in Leere."

ROKU: "Wie ist die Stimmung in der Partei in Wien, wie nimmst Du die Situation wahr?"
KOLLAND: "Grundsätzlich muss man sagen: Wir haben innerparteilich schon leichtere Zeiten gehabt. Wir haben bisher alle Wahlen gewonnen… Aber irgendwann kommen in der Politik auch immer schwierige Zeiten. Sonst muss man sagen: Die Arbeit läuft. Die Koaltion ist keine Liebes- sondern eine Zweckehe. Aber die Koalition funktioniert. Und man findet auch Kompromisse. Was jetzt die Ermittlungen betrifft: Was am Tisch liegt, soll aufgeklärt werden. Da arbeiten wir auch voll zusammen. Wir gehen auch davon aus dass Sebastian Kurz die Vorwürfe entkräften wird... Was ich schon orte, ist bei den politischen Mitbewerbern eine große Scheinheiligkeit: Wenn du wirklich von jemanden das Handy einkassierst, einzelne Passagen herauspickst ohne Kontext… da kann man wohl jeden blöd ausschauen lassen! Bezüglich Berichterstattung habe ich das Gefühl, dass manche Medien oder Journalisten ein wenig  politische Schlagseite haben… Manche verfolgen damit durchaus auch ein Ziel, denke ich."

ROKU: "Bist Du nach den kommenden Wahlen auf Bundes- und Landes-Ebene für eine Fortsetzung von schwarz-grün oder sollte sich die ÖVP neu orientieren?"
KOLLAND: "Wir sprechen grundsätzlich mit allen. Mit dem Partner, mit dem wir die größte Schnittmenge haben, sollten wir auch arbeiten. Die Koalition in Tirol mit den GRÜNEN war 2013 als Projekt für zwei Perioden angelegt, bis 2023. Ich glaube, das funktioniert auch gut. Aber nach der Wahl wird man weitersehen..."

ROKU: "Danke für das Gespräch!"

Autor: Mag. Christian Mück, Rechte: MP MEDIA & POWER GmbH - ROFAN-KURIER


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