Tirols jüngste Landtags-Abgeordnete, Elisabeth Fleischanderl (SPÖ) wird nicht gerne fotografiert. Nur mit "Jaga-Witz" ist ihr vor der Kamera ein Lächeln zu entlocken.

Fleischanderl von Strompreis bis Doskozil

Elisabeth Fleischanderl, BA, aus Vomp ist seit der letzten Landtags-Wahl Klub-Obfrau der SPÖ Tirol. Es ist dies ihre zweite Periode als Abgeordnete. Der ROFAN-KURIER hat die rote UnterländerIN zum Interview gebeten.

TIROL/VOMP Seit 2016 ist Fleischanderl Gemeinderätin für die SPÖ in Vomp. Elisabeth kommt aus dem Volk: Bis 2018 hat sie 20 Wochen-Stunden an der Kassa des Landestheaters gearbeitet. Heute ist sie Klubobfrau für die SPÖ in Tirol und nach wie vor die jüngste Abgeordnete im Land.

ROKU: "LH-Stv. Dornauer ist aus Sellrain, LR Pawlata ist aus Rum. Beide Innsbruck-Land. LR Zumtobel ist aus dem Bezirk Imst: Kein rotes Regierungs-Mitglied aus dem Unterland. Was sagst du dazu?"
FLEISCHANDERL: "Ich denke, dass das Regierungs-Team sehr gut ist. Die regionale Durchmischung ist natürlich wichtig. Die erreichen wir aber über die Abgeordneten aus den Bezirken."

ROKU: "Du warst für eine Regierungs-Funktion im Gespräch. Warum bist Du nicht zum Zug gekommen? Pawlata und Zumtobel waren selber gar nicht auf der Wahl-Liste ..."
FLEISCHANDERL: "Es ist schon eine große Ehre und Verantwortung, dass ich die einzige Klub-Obfrau in Tirol sein darf. Ich bin im Klub und im Landtag sehr gut aufgehoben. Ich muss aber schon sagen… ich stand zwar zur Diskussion, habe das aber selber weder forciert noch angestrebt."

ROKU: "Was ist für Dich als  Klubobfrau der SPÖ Tirol jetzt anders?"
FLEISCHANDERL: "Der Unterschied ist vor allem der Schritt von der Opposition in die Regierung. Für mich persönlich ist der größte Unterschied das Zusammenspiel und die Verantwortung für die Abgeordneten und natürlich auch die Zusammenarbeit mit der ÖVP, die sehr gut funktioniert und auf Augenhöhe stattfindet."

ROKU: "Hast du aktuell andere Schwerpunkt-Themen, als in der letzten Landtags-Periode?"
FLEISCHANDERL: "Hauptthema ist für mich die Sozialpolitik: Wir müssen unbedingt – Stichwort Energiepreise, Teuerung – eine Entlastung für die Bevölkerung schaffen. Natürlich auch die Frauenpolitik und (neu) Kunst und Kultur."

ROKU: "Was denkst Du: Wer ist auf Bundes-Ebene besser für die SPÖ? Rendi Wagner oder Hans Peter Doskozil? Bitte keine politische Antwort..."
FLEISCHANDERL: "Ähm... Ich glaube, dass man sich in der SPÖ mehr mit politischen Themen auseinandersetzen sollte. Das Agieren von Doskozil finde ich nicht immer sinnvoll... Im Endeffekt wird das aber der Bundesparteitag entscheiden."

Elisabeth Fleischanderl, BA, ist die jüngste Abgeordnete im Tiroler Landtag und zudem die einzige Klub-Obfrau in Tirol. Sie ist seit jungen Jahren für die SPÖ Tirol aktiv.

ROKU: "TIWAG-Tarife: Die SPÖ ist jetzt in der Regierung, kann mitgestalten. Die Tarife sollen Mitte 2023 wieder angehoben werden – für Betriebe soll sogar nach dem Spot-Markt-Prinzip abgerechnet werden! Eine massive Mehrbelastung. Ist das legitim, nachdem die TIWAG in Landesbesitz ist und die heimischen Kraftwerke den Bedarf der Tiroler locker decken können?"
FLEISCHANDERL: "Wir können hier einmal mit der  Strompreis-Bremse des Bundes gegensteuern. Und wir haben in Tirol aktuell den günstigsten Strom-Preis in Österreich. Zudem können wir noch mit dem Energie-Kostenzuschuss gegensteuern, den wir bis April 2023 verlängert haben."

ROKU: "Ist es zielführend, den Preis immer weiter anzuheben und dann mit Förderungen gegenzusteuern? Kann man nicht einfach die Preise moderat heben und sich die komplizierten Förderungen sparen?"
FLEISCHANDERL: "Wenn es um die Strompreise geht, glaube ich, dass wir da jetzt eine kurzfristige Entlastung geschafft haben… Aber man sieht: Der Markt regelt nicht alles, so wie es sein soll und da braucht es auf Bundes- wie Landesebene mehr Mut, um in den Markt einzugreifen."

ROKU: "Die Klein- und Mittelbetriebe fallen bei den meisten Strompreis-Förderungen durch den Rost..."
FLEISCHANDERL: "Bezogen auf Tirol wollen wir die Klein- und Mittelbetriebe stärken und erhalten. Da müssen wir aber derzeit noch Maßnahmen ausarbeiten und entwickeln. Bis Mitte des Jahres wollen wir diesbezüglich Instrumente vorlegen."

ROKU: "Bei der Strompreis-Bremse fallen alle durch den Rost, die keinen eigenen Zähler haben..."
FLEISCHANDERL: "Ja: Da hat der Bund einen Fehler gemacht. Als Landesregierung tun wir alles, damit das geändert wird. Wir haben uns übrigens auch darüber informiert, in wie weit das Land in die Preisgestaltung der TIWAG eingreifen kann… Das ist aber gar nicht so leicht."

ROKU: "Gibt es aktuelle Erfolge, die Dich freuen?"
FLEISCHANDERL: "Ja, das ist einmal die neue Einschleif-Regelung beim Heizkosten-Zuschuss. Bisher hatten wir starre Einkommensgrenzen. Jetzt kann man das anpassen, was eigentlich eher der Realsituation entspricht. Ein weiterer Punkt ist ein Sozialratgeber, den wir in der Regierung umsetzen. Der wird jetzt ausgearbeitet – digital und analog. Wo kann man Sozialleistungen abholen, wo sind die Anlaufstellen… Viele Menschen wissen oft gar nicht, wo sie die Sozialleistungen überhaupt bekommen und welche es gibt!"

ROKU: "Danke für das Gespräch!"


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