"Staat vergisst Wärmepumpen-Haushalte!"
Die Teuerung ist aktuell in aller Munde. Zum Glück gibt es ja einen Deckel für Öl, Gas und zumindest für bis zu 2.900 kWh Strom pro Jahr. Etwas versgessen? "Ja! Alle, die umweltbewusst gehandelt haben", ärgert sich Stefan A. und wendet sich an den ROFAN-KURIER.
TIROL/UNTERLAND Stefan A. arbeitet hart. Auch seine Frau hat einen Job. Gemeinsam haben sie eine süße Tochter... 2018 hat sich die Familie endlich ihren Lebenstraum erfüllt: Ein eigenes Zuhause! "Das Haus war in sehr schlechtem Zustand. Ich habe alles auf den neuesten Stand gebracht, das Gebäude von Energie-Klasse "G" auf Energieklasse "AA" umgerüstet", ist Stefan stolz auf das, was er geleistet hat.
Ölheizung raus, Grundwasser-Pumpe rein
Stefan kommt vom Fach und hat nach Lehrbuch gearbeitet: Er hat nicht nur alles optimal gedämmt, sondern auch die bestehende Ölheizung ausgebaut. "Das Demontieren der Ölheizung hat etwa 2.000,- EURO gekostet", erinnert er sich und präsentiert dem ROFAN-KURIER die Rechnungen... Für etwa 20.000,- EURO hat er dann das Effizienteste, Beste und Ökologischste eingebaut, was am Heizungs-Markt verfügbar ist: Eine Grundwasser-Wärmepumpe. Stefan erinnert sich: "Der Staat hat das propagiert und es gab tolle Förderungen. Unser Installateur hat uns hervorragend beraten und diese ökologische Heizung tipp-top umgesetzt!" Doch jetzt fühlt sich Stefan vom Staat alleine gelassen: "Meine Familie hat auf die Regierung gehört und alles vorbildlich gemacht. Aber jetzt lässt man uns im Regen stehen, weil der Staat zulässt, dass uns die Strompreise davongaloppieren. Ab Mitte des Jahres wird der Strom fast dreimal so teuer! Dann ist ein Kosten-Vorteil durch unsere Öko-Heizung womöglich nicht mehr gegeben", befürchtet Stefan.
Strompreis-Bremse bis 2.900 kWh im Jahr – und dann?
Auf die Strompreis-Bremse angesprochen sagt Stefan: "Ja, bis 2.900 kWh Strombedarf pro Jahr greift diese Preis-Bremse. Wir verbrauchen für das gesamte Haus aber etwa 14.000 kWh pro Jahr oder mehr..." Stefan hat im ganzen Haus sparsame Geräte, passt auf seinen Verbrauch auf, nutzt LED-Lampen. Sein Stromverbrauch ist inklusive Heizung und Warmwasser mit 14.000 kWh top! Die Familie produziert keine Abgase: Er braucht weder Pellets, noch Öl, noch Gas. Vorbildlich... Aber Stefan ärgert sich: "Jetzt denke ich mir langsam: Hätte ich NICHT auf den Staat gehört und die alte Ölheizung nur saniert, hätte ich mir viel Geld gespart und könnte für diese Summe sehr lange heizen. Ich habe darauf vertraut, dass uns die grüne Regierung trotz Ukraine-Krieg nicht vergisst und alle, die ökologisch gehandelt haben, vor dem Energie-Preisschock schützen wird..."
Kostenvorteil schwindet
Der Unterländer rechnet dem ROFAN-KURIER vor: "Wenn der Strompreis so steigt, wie angekündigt, bezahlen wir bald anstatt 200,- EURO Strom pro Monat voraussichtlich 600,- EURO. Wenn das so weitergeht, werden einige Menschen an ihren ökologischen Heizkosten schwer zu stemmen haben..."
Empfehlungen schwierig
"Raus aus Öl und Gas!" lautet derzeit das Motto. Aber was passiert, wenn der Strompreis für alle Tiroler im Juni um das Dreifache steigt? "Da greift die Strompreis-Bremse", heißt es von der Politik. Ja und nein: Denn über einen Verbrauch von 2.900 kWh Strom pro Jahr können Elektroauto-Fahrer oder Wärmepumpen-Nutzer nur lachen. Wärmepumpen sind zwar immer noch das Ökologischste und vermutlich Beste, was man als Heizung einbauen kann. Der Öko-Vorteil bleibt. Doch der Betriebskosten-Vorteil schmilzt bei hohem Strompreis... Empfehlungen, welche Heizung Sinn macht, sind daher aktuell auch für Experten schwierig: Öl und Gas sind preislich unsicher, Pellets orientieren sich am Ölpreis und der Strompreis wird solange höher sein, wie Österreich im "Merit-Order-System" bleibt oder zumindest solange das Gas teuer ist. Es wird voraussichtlich eine Strompreis-Regelung für Wärme-Pumpen-Haushalte geben. Derzeit fehlt diese aber noch. "Energie einsparen, wo es geht", ist derzeit wohl das einzige, was mit Garantie Erfolg bringt. Übrigens: Auch für Klein- und Mittelbetriebe gibt es keine Strompreis-Bremse, was deren Leistungen teurer macht. Und alle ohne eigenen Strom-Zähler fallen ebenfalls durch den Rost.