Weratschnig: GRÜNER Nationalrat im Interview
Der Schwazer Hermann Weratschnig zieht für die GRÜNEN in den Nationalrat ein. Nach einer Periode im Landtag fiel er bei der letzten Landtags-Wahl durch den Rost. Jetzt hat er von Platz 2 aus den Einzug in den Nationalrat geschafft.
WIEN/SCHWAZ Weratschnig ist Jahrgang 1975 und hat den Titel "MBA" (Master of Business Administration). Weratschnig lebt seit 12 Jahren "in wilder Ehe" und hat eine Tochter aus einer früheren Beziehung. Bis 2010 war er selbständig in der Privatwirtschaft tätig. Politisch wechselte er vom Stadtrat in den Tiroler Landtag, flog raus und hat nun das "Comeback" geschafft und sitzt für die GRÜNEN im Nationalrat.
ROFAN-KURIER: "Als du nicht mehr in den Landtag kamst, hieß es, du hättest zu stark gegen LRin Baur revoltiert. Was war damals los?"
WERATSCHNIG: "Als es offiziell war, dass Baur nicht mehr als Landesrätin zur Verfügung steht, kam auch mein Name für eine Nachfolge ins Spiel. Doch dann flogen die GRÜNEN aus dem Nationalrat. Das war ein Signal für eine Erneuerung… da hatte ich keinen Platz mehr."
ROKU: "Warum wechselst du von der Landespolitik in die Bundespolitik?"
WERATSCHNIG: "Ich habe eigentlich gar nicht geglaubt, dass das was wird. Ich war ja auf Platz 2 auf der Liste und damit auf Kampfmandat. Ich habe den Anspruch, Tiroler Anliegen in Wien vertreten!"
ROKU: "Koalitions-Debatte… Wo müsste sich die ÖVP bewegen, damit 'türkis-grün' auf Bundesebene möglich ist?"
WERATSCHNIG: "Sebastian Kurz und 'türkis' müssen sich hinbewegen zu schwarz-grün mit Kurswechsel in der Umwelt-Politik und in der Sozial-Politik. Gerade im Bereich Mindestsicherung …"
"Türkis-grün" nur bei Kurswechsel in Umwelt- und Sozialpolitik
ROKU: "Wo siehst du Probleme im GRÜNEN Wahlprogramm für 'türkis-grün'?"
WERATSCHNIG: "Es sind konkrete Projekte in Planung, zum Beispiel die dritte Piste in Wien, bei denen wir GRÜNE hart verhandeln werden..."
ROKU: "Und die Ausländer-Politik, die Kurz groß gemacht hat, siehst du nicht als Problem?"
WERATSCHNIG: "Natürlich… die Migrations-Politik sehe ich als Konfliktfeld, aber nicht unlösbar. Aber jetzt wird erst mal sondiert…"
ROKU: "Verkehr war immer eines deiner Haupt-Anliegen: Wie groß ist die Chance für einen 'Verkehrsminister Weratschnig' bei 'türkis-grün'?"
WERATSCHNIG: (lacht) "Also… so weit reicht meine Phantasie noch nicht. Ich habe jetzt mehrere Comebacks erlebt und habe einen Rucksack voll Arbeit mitbekommen!"
ROKU: "Du warst Gründungsmitglied des Transitforums. Wie siehst du die immer weiter steigende Transitbelastung? Was kann man tun – und warum hat man es nicht längst getan?"
WERATSCHNIG: "Auf Landesebene hat man einiges gemacht… Aber nicht in der Wirksamkeit, dass die Leute das auf der Straße bemerken. Ohne Mautanhebung auf dem Alpenkorridor wird man die Route nicht verlagern können. Wir sind immer noch die Billigsten mit der Maut. Und: Güterschiffe fahren an Italien vorbei, löschen in Rotterdam die Ladung und LKW bringen die Sachen nach Italien! Außerdem muss man die Billig-Tankstellen beschränken. Stichwort Gewerbe-Beschränkungen und Widmungsrecht..."
ROKU: "Thema Mobilfunk: Warum tut hier in Österreich niemand was? Warum gibt es keine gesetzlichen Grenzwerte?"
WERATSCHNIG: "Ja… eine Verbesserung der Grenzwerte wäre EU-konform. Das kann die Politik in Österreich tun… Man müsste hier eine Betriebsanlagen-Genehmigung einführen, um die Anrainer vor möglichen negativen Auswirkungen zu schützen."
ROKU: "Bei eurer Team-Präsentation sagt Astrid Rössler: 'Die Grünen sind stolz darauf, dass etwa 1/4 der grünen Abgeordneten Migrations-Hintergrund hat.' Wie soll man das verstehen?"
WERATSCHNIG: "Das soll zeigen, dass wir sehr breit aufgestellt sind. Mit einem neuen, jungen Team starten wir hier durch... Warum Rössler diesen Punkt speziell betont… muss man Astrid Rössler fragen."
ROKU: "Vielen Dank für das Gespräch!"