Das Marien-Heim in Reith ist schon länger Diskussions-Punkt in der Gemeinde.

Senioren-Heim Reith: Bewohner wieder zurück

Ende März überschlugen sich die Ereignisse im Marienheim Reith: 14 Bewohner und Mitarbeiter waren positiv auf Corona getestet worden. Als weitere Personen positiv waren, wurde das Heim Anfang April geräumt. Nun ist das Heim wieder in Betrieb.

REITH Nachdem Anfang April neun von 18 Bewohner des Marien-Heims (Seniorenheim) in Reith und alle Pflege-Mitarbeiter bis auf drei Personen positiv auf COVID-19 getestet waren, hat die Gemeinde alle Bewohner in das Reha-Zentrum Münster verlegt. Übersiedelt wurde am 4. April 2020, danach wurde das Heim in Reith geschlossen. Kritik gab es auch an einer Mitarbeiterin, die trotz positivem COVID-19 Test den Dienst angetreten haben soll.

Richtigstellung der Belegschaft

Wenige Tage später eine Richtig-Stellung der Belegschaft: Das gesamte Team stellt sich hinter ihre Kollegin. Wie zu erfahren war, sei es eine Ausnahme-Situation gewesen, weil immer mehr Team-Mitglieder zu Hause bleiben mussten und das Personal für die Versorgung der alten Menschen einfach nicht mehr ausgereicht hat...

Besagte Mitarbeiterin hätte dann erst wenige Minuten vor Dienst-Antritt erfahren, dass auch sie positiv auf COVID-19 getestet wurde: Ein vorheriger Test sei negativ gewesen. Ein ausgebildeter Ersatz war trotz intensiver Bemühungen in der kurzen Zeit nicht aufzutreiben, die Belegschaft bereits ausgedünnt und erschöpft. Die Frau stand vor der Entscheidung, die alten Menschen teils sich selbst zu überlassen oder – unter Einhaltung aller Hygiene-Maßnahmen – den Dienst anzutreten...

Die Bewohner sind inzwischen wieder zurück im Marienheim in Reith.

Sie hat sich für den Dienstantritt entschieden und hat dann, wie zu erfahren war, nur jene Bewohner betreut, die bereits infiziert waren. Und dies nur in Schutzkleidung... Trotzdem folgte eine anonyme Anzeige gegen die Frau. Die Polizei schritt ein...

Am 10. April 2020 wendete sich dann Andreas Oblasser, Listenführer der Fraktion "Miteinander für Reith" in einem Schreiben an den Bürgermeister und den Gemeinderat.

Vorwurf: "Krisen-Management hat versagt"

Darin heißt es unter anderem: "... ich verfolge mit Entsetzen die Entwicklung im Marienheim. Fast jeden Tag ertönt die Sterbeglocke." Er wirft der Gemeindeführung vor, dass das Krisen-Management versagt hat und zieht Vergleiche mit anderen Heimen, wo es ähnliche Situationen gab und wo die Bewohner nach kurzer Zeit wieder "in ihre gewohnte Umgebung" konnten.
Und er bemängelt: Trotz der Aufforderung, die Gemeinderäte aufzuklären, sei bisher (bis Redaktionsschluss) keinerlei Information an den Gemeinderat ergangen. Oblasser verlangt im Namen seiner Gemeinderats-Kollegen "Aufklärung" in der Sache.

Bgm. Thaler nimmt Stellung

Dazu Bgm. Hans Thaler (ÖVP) im Gespräch mit dem ROFAN-KURIER: "Am Donnerstag, 30. April, sind alle Bewohner zurückgekehrt. Es werden vorläufig etwa 17 Leute betreut. Die Betreuung erfolgt weiterhin durch die Mitarbeiter des Marienheims, die bei der Gemeinde beschäftigt sind. Auch die Leitung des Teams bleibt, sie macht das gut und wir stehen hinter ihr." In der Zwischenzeit sei das Heim komplett desinfiziert und gereinigt worden.

Zu den Fragen von Gemeinderat Andreas Oblasser sagt Thaler: "Die Telefonnummern waren damals im März alle samt überlastet... Die Übersiedelung der Bewohner lief dann über die Sozialabteilung des Landes Tirol. Der Sozialausschuss der Gemeinde ist aktuell in alle Abläufe involviert, aber das war zugegeben in der Anfangs-Phase nicht ganz einfach und hat vielleicht nicht optimal funktioniert. Die Ansteckung im Heim hat bei einer Bewohnerin begonnen, dann hat sich die erste Bedienstete infiziert und nach und nach fiel uns das Personal durch positive Testungen aus. Ersatz haben wir kaum bekommen und die Schließung war unser letzter Ausweg. Das war eine absolute Ausnahme-Situation, die ich keiner anderen Gemeinde wünsche und ich danke allen, die hier mitgeholfen haben, die Situaion zu meistern. Wir werden auch den gesamten Gemeinderat noch ausführlich über den Ablauf informieren."

Zehn Heim-Insassen sind in den letzten Wochen verstorben. Nicht alle waren aber COVID-19-positiv. Die ROFAN-KURIER-Redaktion bekundet ihr aufrichtiges Beileid.


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