Bauern wehren sich gegen "Feudalherrschaft"!
Die Bauern haben genug davon, dass sie von Handels-Konzernen ausgepresst werden. Mit einer Protestaktionen machten sie am Aschermittwoch darauf aufmerksam. Unter anderem vor der SPAR-Zentrale in Wörgl. 750 Bauern waren mit 200 Traktoren dabei.
WÖRGL Vor sechs SPAR-Zentralen in Österreich wurde protestiert. Bei der SPAR-Zentrale Wörgl ließen die 750 Teilnehmer des Demozuges ihrem Ärger freien Lauf. "Die Preispolitik unserer Handelsketten zerstört eine nachhaltige und eine Berg-Landwirtschaft und stiehlt auch die Perspektiven unserer jungen Hof-Nachfolger", wettert Bauernbund-Obmann LH-Stv. Josef Geisler (ÖVP). Die landwirtschaftlichen Betriebe "stehen mit dem Rücken an der Wand". Er fordert eine faire Preisgestaltung.
Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, sieht "Polemik auf Bauernrücken". "Handelsvertreter predigen Wasser und trinken Wein: Sie fordern von unserer Landwirtschaft permanent höchste Standards, von verschienen Pflanzenschutz-Mitteln bis zu den Tierwohl-Standards, und importieren gleichzeitig die billigesten Produkte zum günstigsten Preis. Das macht uns kaputt!", ärgert er sich auf der Bühne in Wörgl.
Auch LK-Tirol-Obmann NR Ing. Josef Hechenberger, Dominik Traxl und Stephanie Hörfarter von der Jungbauernschaft/Landjugend, Georg Wagner von der LK Salzburg, Landesbäuerin Helga Brunschmied und Peter Raggl (Bauernbund-Direktor Tirol) waren auf der Bühne.
Österreichweite Proteste
Zeitgleich fanden auch in fünf weiteren Bundesländern Protest-Kundgebungen gegen die SPAR statt. 3.300 Bauern sollen zeitgleich mehrere SPAR-Zentrallager blockiert haben.
Warum SPAR? Der Handelsriese verhalte sich gegenüber den Bauern "wie ein Feudalherr" und komme ihnen bei den Preisverhandlungen nicht entgegen. Andere Handelsketten hätten bereits mehr Verständnis für die Bauern gezeigt, erklärte Bauerbund-Direktor Peter Raggl die Aktion.
Die Forderungen der Bauern kurz zusammengefasst: Es wird unter anderem gefordert, dass Schluss mit den ständigen Aktionen und den Wahnsinns-Rabattschlachten bei Lebensmitteln auf Kosten der Bauern ist, oder dass keine rot-weiß-roten Fähnchen auf Lebensmittel aus dem Ausland platziert werden dürfen. Klimaschutzmaßnahmen sollen bei der Preisgestaltung der Lebensmittel miteinbezogen werden und es solle einen "Österreichbonus" für in Österreich produzierte Lebensmittel geben. Außerdem fordern die Bauern eine rasche Einführung einer weisungsfreien Ombudsstelle gegen unfaire Geschäftspraktiken.
Unfaire Preisgestaltung
Kernforderungen wurden von den Bauernvertretern im Anschluss an die Reden bei der Protestaktion auch an SPAR weitergegeben. Die größten Lebensmittel-Einzelhändler haben in den letzten Jahren ihre Marktmacht auf fast 90 Prozent des Marktes ausgebaut. Bauern werden dadurch unter Druck gesetzt. Auch der Ort für die Protestaktion war natürlich absichtlich gewählt.
SPAR Österreich soll sich bei den Verhandlungen im Milchsektor gegen die Bauernfamilien entschieden haben. "Das ist unehrlich und unfair, vor allem dann, wenn man im selben Atemzug einen Konzerngewinn von 352 Mio. EURO allein in einem Jahr präsentiert. Die Proteste sind somit ein Signal gegen die unsägliche Preispolitik", betont LH-Stv. Josef Geisler.