Palmöl: "Konzerne hören auf Konsumenten!"
Palmöl. Kaum ein Produkt wird so massiv verwendet – ob in Nahrungsmittel, Kosmetika, Reinigungsmittel oder in Treibstoff. Überall ist die Frucht der Ölpalme zu finden! Das Problem? "Für den Anbau werden große Regenwaldflächen gerodet", sagt Lukas Meus von GREENPEACE.
INTERNATIONAL "Es ist ein 'Rang-tang' in meinem Schlafzimmer" – mit diesen Worten beginnt ein Fernsehspot der Firma "Iceland Food". Die britische Firma verdeutlicht im TV-Spot, dass durch Palmöl-Produktion Menschen und Maschinen in den Lebensraum schützenswerter Tiere, wie eben in dem von Orang-Utan-Junges "Rang-tan", eindringen.
Die Werbung wurde von der britischen TV-Organisation „Clearcast“ gesperrt – sie solle gegen politische Werbevorschriften verstoßen, heißt es.
„Iceland“ veröffentlichte den TV-Spot stattdessen auf Twitter. Dort erreichte der Spot über 90.000 Re-Tweets und fast 100.000 „Gefällt mir“-Angaben.
GREENPEACE begrüßt Diskussion über Werbesport
Ursprünglich wurde der "Rang-tan"-Spot von GREENPEACE erstellt – um auf die Probleme von Palmöl hinzuweisen. Welche dies sind erklärt GREENPEACE-Waldexperte Lukas Meus im ROFAN-KURIER-Interview:
ROKU: "Der von GREENPEACE produzierte 'Rang-tan'-Werbespot wurde als zu politisch fürs Fernsehen eingestuft..."
MEUS: "GREENPEACE begrüßt die Diskussion, die durch das Video entstanden ist. Palmöl ist weltweit ein sehr großes Problem."
ROKU: "Warum ist Palmöl so umweltschädlich?"
MEUS: "Bei Palmöl stellt die Produktion ein großes Problem dar. Palmöl wird aus Ölpalmen gewonnen. Für diese werden große Regenwaldflächen zerstört, etwa in Indonesien. Dort ist der drittgrößte Regenwald der Welt – ein wichtiger Lebensraum für Tiere. 10 bis 15 Prozent aller bekannten Tier- und Pflanzenarten sind dort beheimatet. Aufgrund von Rodungen ging in den letzten Jahren etwa die Orang-Utan Population zurück und auch der Lebensraum der Sumatra-Tiger oder der Sumatra-Nashörner schrumpft. Die Palmöl-Produktion ist einer der Hauptgründe, wieso viele Regenwälder in Indonesien zerstört werden."
ROKU: "Wie funktioniert der Anbau der Ölpalmen?"
MEUS: "Im Prinzip werden Flächen für die Plantagen gerodet – auch durch gelegte Brände. Bei den ganzen Waldbränden spielt die Palmöl-Industrie eine große Rolle... Es gibt zum Beispiel Zahlen, dass etwa in Indonesien alle 25 Sekunden eine Regenwald-Fläche verloren geht, die ungefähr so groß wie ein Fußballfeld ist. Außerdem hat der Inselstaat seit 1990 etwa ein Viertel seiner Wälder, das entspricht etwa 31 Millionen Hektar, verloren. Der Hauptgrund hierfür ist die Palmöl-Produktion."
Brandrodung für Ölpalmen-Anbau
ROKU: "Wer sind die großen Player im Palmöl-Business?"
MEUS: "Der größte Palmöl-Händler ist Wilmar International. Der Konzern beliefert sehr viele große Ketten, wie etwa Nestle, Unilever oder Mondelez – die Milka-Schokolade oder Oreo-Kekse herstellen. Wilmar ist essenziell für die gesamte Palmöl-Industrie. GREENPEACE versucht zur Zeit durch eine Kampagne Druck auf Wilmar aufzubauen. Wir verlangen von den Konzernen, dass sie sich von Wilmar trennen, bis die Palmöl-Firma sicherstellen kann, dass kein Palmöl mehr aus Regenwald-Produktion verwendet wird."
ROKU: "Gibt es Palmöl, das nicht aus Regenwald-Produktion ist?"
MEUS: "'Sauberes Palmöl' gibt es eben nicht wirklich. Es gibt kleine Initiativen, die auf vertretbare Weise Palmöl herstellen, aber die großen Konzerne beziehen Palmöl von Produzenten, die Wälder großflächig zerstören."
ROKU: "Warum arbeiten Konzerne mit Palmöl, wenn es doch so schlecht ist?"
MEUS: "Palmöl hat sehr gute Eigenschaften und wird fast überall eingesetzt. Palmöl ist sehr ertragreich, es gibt eine große Produktion und es ist günstig."
Palmölfreie Bio-Marken
ROKU: "Gibt es Alternativen zu Palmöl?"
MEUS: "Auf globaler Ebene gesehen, ist Palmöl sehr ertragreich. Das Problem ist, dass falls sich die Produktion auf ein anderes Öl verlagern würde, sich das Problem nur verschiebt. Deshalb setzen wir uns gegen Palmöl aus Regenwaldzerstörung ein. Außerdem gibt es in Österreich Supermarktketten, die in den eigenen Bio-Marken auf Palmöl verzichten."
ROKU: "Wie kann man als Privatperson seinen Palmöl-Verbrauch reduzieren?"
MEUS: "Also wir von GREENPEACE empfehlen, dass Menschen versuchen, die Großkonzerne davon zu überzeugen, dass diese kein Palmöl mehr aus Regenwaldzerstörung verwenden. Man sollte den Konzernen per Telefon, per Brief bescheid sagen, dass man gegen diese Art von Palmöl-Gewinnung ist. Oder mittels Petitionen. Konzerne hören auf Konsumenten und werden handeln, wenn Konsumenten diese Kritik anbringen. Ansonsten empfehlen wir eine regionale, gesunde und ausgeglichene Ernährung."
ROKU: "Auch in Treibstoff ist Palmöl vorhanden."
MEUS: "Palmöl ist in Agro-Treibstoffen (Bio-Diesel, Bio-Ethanol, Anm. der Redaktion) vorhanden. In Europa wird ein Großteil, etwa 51 Prozent des importierten Palmöls, vertankt. Zwischen 2010 und 2014 hat sich die Beimischung in den Treibstoff versechsfacht. Diese Treibstoffe sind ein riesengroßes Problem und GREENPEACE fordert, dass keine Öle aus Regenwaldzerstörung als Agro-Treibstoffe verwendet werden. Bis zum Jahr 2030 gibt es eine EU-Richtlinie, dass kein Palmöl mehr den Treibstoffen beigemengt sein soll. Die Richtlinie ist aus unserer Sicht zu vage und muss erst umgesetzt werden."
ROKU: "Danke für das Gespräch!"