Ein eingesperrter, überfütterter finnischer Polarfuchs. Das Bild stammt von einer finnischen TIerrechts-Organisation, die mehrere Pelz-Farmen im Westen von Finnland besuchte.Oikeutta Eläimille

Tierschützer Moser: "Artgerecht ist nur die Freiheit!"

Es ist billiger Tiere leiden zu lassen, als Kunst-Pelz herzustellen. Auch in Europa gibt es immer noch Pelz-Farmen, wo Tiere für ihren Pelz ausgebeutet werden und um das zu ändern "ist das einfachste und naheliegendste, natürlich keine Pelz-Produkte zu kaufen", sagt Tierrechts-Aktivist Chris Moser im RoKu–Interview!

EUROPA/WILDSCHÖNAU Im Dezember 2017 machten sich Mitarbeiter von "Vier Pfoten" (Tierrechts-Oranisation in Österreich) auf Pelzjagd. Auf fünf von neun Weihnachtsmärkten fanden sie Produkte mit echtem Pelz – großteils ohne die richtige Kennzeichnung ("Enthält nichttextile Teile tierischen Ursprungs"). Bei dem Vergleich von zwei Bommel-Mützen fiel auf: "Die mit dem Bommel aus echtem Pelz kostete 18,– EURO, die mit dem 'Fake Fur' 29,90 EURO", sagt Martina Pluda (Vier Pfoten). Echter Pelz ist also oft billiger als "Fake Fur". Doch wo kommt der Pelz her? Über 50 Prozent der weltweit gehandelten Pelze stammen aus Europa. Auch in Nordamerika und China gibt es sogenannte Pelz-Farmen. In Europa ist Finnland einer der führenden Pelz-"Hersteller". Laut der deutschen Tierschutzorganisation "peta" gibt es dort über 950 Pelz-Farmen.

Finnische Monster-Hunde

Kürzlich deckte die Finnische Tierschutz-Organisation "Oikeutta Eläimille" einen besonders schlimmen Fall von Tier-Missbrauch auf: Die Organisation besuchte mehrere Pelz-Farmen im Westen von Finnland. Dort werden Polarfüchse gehalten und gezielt auf eine enorme, und damit extrem ungesunde Größe gezüchtet, damit sie noch mehr Fell bekommen. Einige der Füchse sind bis zu fünfmal schwerer als sie es normalerweise sein sollten. Ihre Käfige sind winzig, ihre Beine zu schwach um das Gewicht zu tragen und die Fettleibigkeit wirkt sich negativ auf die Gelenke aus...

Chris Moser wurde 2008 bei Protesten vor einer Kleiderbauer-Filiale festgenommen.

In Österreich sind solche Pelz-Farmen seit 2005 verboten. Die letzte Farm wurde aber bereits 1998 in Niederösterreich geschlossen – nach einer spektakulären Besetzung des Büros des damaligen Landeshauptmannes DI Dr. Erwin Pröll (ÖVP). "Besetzt" wurde das Büro vom "Verein gegen Tierfabriken" (VGT.at). Der Wildschönauer Chris Moser ist  ist Mitglied dieses Vereins, 1998 war er noch nicht dabei. Nun traf der ROFAN-KURIER den Wildschönauer zum Interview:

ROFAN-KURIER: "Wann bist du zum 'Verein gegen Tierfabriken' gekommen?"
Chris MOSER: "Das war so um 1999/2000 herum. Ich engagierte mich vorher vor allem in Antirassismus-, Antisexismus- und Antikapitalismusbelangen."

RoKu: "Wofür genau steht der Verein?"
MOSER: "Der 'Verein gegen Tierfabriken' ist ein unabhängiger Verein mit dem Ziel, Mitgefühl und Respekt gegenüber Tieren in der Gesellschaft zu verankern. Jedes Lebewesen mit Bewusstsein ist leidensfähig und hat einen eigenen Willen sich sein Leben selbst zu gestalten."

RoKu: "1998 wurde das Büro von Erwin Pröll besetzt, das war vor deiner Zeit beim Verein. Weißt du, wie damals die Tierhaltung in den Pelz-Farmen auch in Österreich war?"
MOSER: "Es wurde damals in Österreich so gehandhabt, wie es eben jetzt noch in Ländern ist, wo es kein Pelz-Farm-Verbot gibt. Das sind großteils eben riesige Hallen mit Käfigreihen, aber auch kleinere Anlagen wo die Tiere in barackenähnlichen Verschlägen gehalten wurden... Ob China, Skandinavien oder Osteuropa – überall sind die Pelztier-Farmen völlig gleich. Die Käfige sind genormt und stammen von denselben Firmen. Die Farmen stammen aus einer Zeit, in der Tierschutz kein Thema war – und sie haben sich bis heute nicht verändert."

Tierhaltung: "Schrecklich und entwürdigend!"

RoKu: "Wie ist die Tierhaltung in diesen Farmen?"
MOSER: "Schrecklich und entwürdigend! Oft werden die Tiere gemästet um mehr Körperfläche für die Pelzproduktion zu haben – von der lebenslangen Gefangenschaft ganz abgesehen... Kein Lebewesen kann sowas überstehen ohne wahnsinnig zu werden!"

Tierschützer Chris Moser im ROFAN-KURIER-Interview: "Kein Lebewesen kann sowas überstehen ohne wahnsinnig zu werden!"



RoKu: "Was kann man gegen diese Pelz-Farmen machen?"
MOSER: "Das einfachste und naheliegendste ist natürlich keine Pelz-Produkte zu kaufen! Grundsätzlich wird die Wirtschaft wie sooft nur auf Druck reagieren und diesen Druck kann jeder ganz einfach aufbauen, indem er ganz bewusst keine Produkte, die auf Tierausbeutung basieren, mehr kauft."

RoKu: "Hat sich das Pelz-Tragen in den letzten Jahren verändert?"
MOSER: "Ja, der Vollpelzmantel ist fast verschwunden. Stattdessen gibt’s jetzt halt leider viele Verbrämungen (Anm.: Pelz-Verzierungen) an Mänteln und Jacken, oder die bekannten unsinnigen und unseligen Pelzbommel! Deshalb tragen wahrscheinlich viele Leute zur Zeit auch ganz unbewusst Tierpelz. Leider macht es das natürlich nicht weniger grausam. Denn auch im kleinsten Tierpelz-Kragen, hat einmal ein Herz geschlagen..."

RoKu: "Was wären gute Alternativen zum 'Pelz'?"
MOSER: "Tierpelz als Verbrämung, Verzierung oder als Pelzbommel muss nicht ersetzt werden – das kann einfach weggelassen werden! Pelz als wärmender Faktor spielt in unseren Breiten ohnehin keine Rolle mehr! Grundsätzlich ist natürlich Kleidung ohne tierliche Bestandteile klar vorzuziehen!"

RoKu: "Ist Kunstpelz eine Alternative?"
MOSER: "Vermeintlicher Kunstpelz ist nicht immer künstlich! Stifung Warentest überprüfte 2016 fünf Kunstpelze und diese waren schockierenderweise alle echt! Sie waren einfach falsch deklariert – Tierpelze aus grausamen Pelztierfarmen sind nämlich in der Herstellung oft billiger als Kunstpelze!"

RoKu: "Gibt es Pelz-freie Marken?"
MOSER: "Einige große Ketten wie beispielsweise C&A, H&M, Zalando, Esprit, Otto, und Jack Wolfskin verpflichten sich immerhin, keine Produkte herzustellen oder zu verkaufen, die Echtpelz enthalten." Hier eine vollständige Liste!

So erkennt man Echt-Pelz

Feuertest: Am leichtesten erkennt man Tier-Pelz wenn man einzelne Haare anzündet. Die "Fake Fur"-Haare schmelzen und richen nach Plastik, während der echte Pelz verbrennt und eher nach Horn riecht.
Auseinanderziehen: Echt-Pelz wird mitsamt der Tierhaut verarbeitet. Kommt beim Auseinanderziehen der Haare am Ansatz Leder zum Vorschein, handelt es sich um echtes Tierfell. Bei Kunst-Pelz hingegen ist eine gewebte Textilschicht zu sehen.
Pusten: Tierfell bewegt sich schon bei einem leichten Windzug, wenn sanft hineingeblasen wird – Web-Pelz ist viel steifer. (mk)


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