LRin Patrizia Zoller-Frischauf spricht mit dem ROFAN-KURIER über die wirtschaftlichen Perspektiven während und nach der CORONA-Krise.Land Tirol

LR Zoller-Frischauf: "Wollen Härtefälle abfedern"

In der Reihe der ROFAN-KURIER-Politinterviews spricht dieses Mal ÖVP-Wirtschafts-Landesrätin Patrizia Zoller-Frischauf zur aktuellen Situation in Tirol. Thema waren unter anderem die Pleite-Statistik, die Arbeitslosen-Zahlen in Tirol sowie die Wirtschafts-Förderung des Landes.

TIROL Während der CORONA-Krise bat der ROFAN-KURIER ÖVP-Landesrätin Patrizia Zoller-Frischauf zum Interview. Die Pandemie wurde natürlich auch im Interview angesprochen.

ROFAN-KURIER: "Wie geht es Ihnen und Ihrer Familie?"
LR Patrizia ZOLLER-FRISCHAUF (ÖVP): "Herzlichen Dank. Uns geht es soweit gut, wir sind gesund und haben uns mit der aktuellen Situation arrangiert. Einkäufe und Erledigungen für meinen Vater, der in unserem Haus wohnt, konnten wir innerhalb der Familie bestens organisieren."

ROKU: "Wie kann man sich die Abläufe in der Landes-Regierung aktuell vorstellen?"
ZOLLER-FRISCHAUF: "Die offiziellen Regierungssitzungen und Besprechungen finden laufend via Video- und Telefonkonferenz statt. Das sollte auch nach der aktuellen Krise als Erfolgsmodell weiter verfolgt werden, um effizienter zu arbeiten und Geschäftsreisen zu vermeiden."

ROKU: "Was ist für Sie aktuell die größte Herausforderung in der Regierungs-Arbeit?"
ZOLLER-FRISCHAUF: "Wir müssen trotz dieses Virus unsere Wirtschaft, unsere Fertigungsprozesse, unsere Lieferketten und unsere Arbeitsplätze sichern können. Dazu brauchen wir eine Rückkehr zu unserem Alltag – mit dem Virus. Es wird laufend in enger Abstimmung mit der Bundesregierung und den Experten daran gearbeitet, unter welchen Schutzbedingungen unser Wirtschaftsleben jetzt funktionieren kann."

ROKU: "Unternehmer kritisieren: Laufend wurden die Hilfs-Maßnahmen umgekrempelt… Was sagen Sie dazu?"
ZOLLER-FRISCHAUF: "Die Bundesregierung hat rasch reagiert und ein umfassendes Hilfspaket für die Wirtschaft zur Verfügung gestellt. Dass in einer derartigen Sondersituation nicht alles perfekt sein kann, liegt auf der Hand. Eine Umkrempelung der Maßnahmen sehe ich aber nicht. Vielmehr wurde laufend nachgebessert, sodass noch mehr Menschen von den Maßnahmen profitieren können."

ROKU: "Etliche Unternehmer haben Angst, dass sie durch den Rost fallen: Einige werden knapp unter den 40 Prozent Umsatz-Verlust bleiben – und bekommen dann gar nichts. Gibt es da eine Landes-Unterstützung?"
ZOLLER-FRISCHAUF: "Selbstverständlich werden wir genau prüfen, welche Unternehmen mit keiner Hilfe durch den Bund rechnen können und wo es Lücken gibt. Sollten sich hier gerechtfertigte Härtefälle ergeben, werden wir diese natürlich abfedern. Hierzu fehlen noch finale Richtlinien. Wir müssen aber auch im Auge behalten, dass Tiroler Betriebe auf Grund des starken Tourismus-Fokus noch länger Hilfe, Unterstützung und Konjunkturbelebung benötigen werden."

Maßnahmen des Landes "sind ziegerichtete Ergänzugen"

ROKU: "Die Bundes-Hilfen sind etwas undurchsichtig. Wo genau greift die Wirtschafts-Hilfe des Landes?"
ZOLLER-FRISCHAUF: "Eine Doppelförderung ist untersagt. Unsere Maßnahmen sind daher zielgerichtete Ergänzungen zu den Bundesprogrammen. Wir haben zum Beispiel 10 Mio. EURO für Zins-Zuschüsse bei Überbrückungs-Finanzierungen bereit gestellt. Die zusätzlichen Kosten für die Einrichtung von Homeoffice-Arbeitsplätzen fördern wir mit bis zu 2.500,– EURO. Aktuell arbeiten wir an einem Ausbau der Tiroler Beratungsförderung, um zusätzlich anfallende Kosten für Steuerberater und Bilanzbuchhalter bei den Unternehmern abzufedern..."

ROKU: "Einige Vermieter beklagen, dass aktuell Mieten nur teilweise oder gar nicht eingehen. Kann man Außenstände später einfordern oder verfallen diese Forderungen?"
ZOLLER-FRISCHAUF: "Das ist eine komplexe, juristische Fragestellung, die man nicht pauschal beantworten kann. Insbesondere bei Unternehmern sollte der Mietvertrag auf Sonderregelungen geprüft werden. Im Idealfall gibt es eine einvernehmliche Regelung zwischen Mieter und Vermieter."

ROKU: "Wirkt sich die Krise bereits auf die Pleiten in Tirol aus?"
ZOLLER-FRISCHAUF: "Aktuell sehen wir noch kaum Auswirkungen im Bereich der Insolvenzen, aber die Experten rechnen leider damit, dass dies zeitversetzt kommen wird. Gerade deshalb ist es notwendig, dass wir auch die Zeit nach der akuten Gesundheitskrise im Auge behalten. Wir werden ausreichend Mittel für konjunkturfördernde Maßnahmen zur Verfügung stellen müssen."

"Aktuell sehen wir noch kaum Auswirkungen im Bereich der Insolvenzen, aber die Experten rechnen leider damit, dass dies zeitversetzt kommen wird", sagt Zoller-Frischauf zu den Auswirkungen der Krise auf die Tiroler Unternehmer.

ROKU: "Wie schaut die aktuelle Arbeitslosen-Statistik aus?"
ZOLLER-FRISCHAUF: "Die Zahlen sind alarmierend. Anfang März waren rund 43.000 Menschen in Tirol als arbeitslos gemeldet. Das abrupte Ende der Wintersaison in allen Tourismusgebieten und die vorübergehende Einstellung von vielen Baustellen haben hier einen großen Teil beigetragen. Wir haben aber auch positive Meldungen vom AMS erhalten, dass sich viele Unternehmer im Nachhinein doch noch für die attraktive Kurzarbeit entschieden haben. Mitte April waren es bereits mehr als 7.300 Anträge, die in etwa 67.100 Arbeitsplätze in Tirol sichern."

ROKU: "Worauf müssen Unternehmer jetzt besonders achten?"
ZOLLER-FRISCHAUF: "Die empfohlenen Hygienevorschriften müssen eingehalten werden.  Wir sind noch nicht über den Berg und müssen weitere Neuinfektionen verhindern."

ROKU: "Was möchten Sie unseren Lesern noch mitteilen?“"
ZOLLER-FRISCHAUF: "Ich möchte mich bei allen bedanken, die die harten aber notwendigen Maßnahmen so diszipliniert mitgetragen haben. Bitte behalten Sie diese Motivation bei und schützen Sie weiterhin bestmöglich Menschen mit Vorerkrankungen. Bleiben Sie gesund und gemeinsam werden wir diese Gesundheitskrise überwinden."

ROKU: "Vielen Dank für das Gespräch!"


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